San Cisco


Jordi Davieson sieht aus wie ein Schuljunge. Interviews führt der Sänger und Gitarrist der australischen Newcomer San Cisco aber wie ein alter Hase. „Wir freuen uns natürlich sehr, dass sich so viele für unsere Musik interessieren. Aber ein Über-Nacht-Erfolg ist es auch nicht, schließlich machen wir schon fünf Jahre zusammen Musik und sind schon ziemlich viel getourt“, sagt der 19-Jährige auf die Frage, wie er mit dem gerade grassierenden Hype um die Band umgeht.

Wenn Davieson singt, muss man automatisch an Luke Pritchard von den Kooks denken: Dieses Juchzen in der Stimme. Dazu die Songs, die verspielt, unglaublich eingängig und tanzbar sind. Aber: San Cisco haben nicht nur Jordi Davieson, sie haben mit Scarlett Stevens auch eine Drummerin, die singt. Und zu deren Stimme wir jetzt mal keine Schublade aufmachen.

Rückblick: 2008 gründete Davieson die Band an der australischen Westküste in Freemantle mit seinen Highschoolfreunden Josh Biondillo (Gitarre/Keyboards) und Nick Gardner (Bass), die Scarlett Stevens (Drums), schließlich komplettierte. „Danach habe ich einen Songwriter-Wettbewerb samt Studiozeit gewonnen“, sagt Davieson. Er spricht es so gelangweilt aus, als würde er seiner Mutter sagen, er bringe den Müll schon noch runter. Das mit dem Wettbewerb passierte 2010. Heraus kam die EP „Golden Revolver“. Deren Titelstück entwickelte sich zu einem Radiohit in Australien. Erste Touren folgten.

Zwei Jahre später erschien die zweite EP „Akward“. Das Titelstück hört sich an wie ein typischer Streit eines Paares, entpuppt sich nach und nach als vertonte Stalkingattacke – komplett frei erfunden, wie Songwriter Davieson sagt. Aber derart eingängig, dass man den Refrain, der aus einem simplen „Do do do doo doo doo doo do“ besteht, noch Tage später summt. Das Video zum Song hat bis heute mehr als vier Millionen Klicks.

In ihrer Heimat spielen San Cisco längst in großen Hallen. Nach Supporttouren in den USA und Europa, u.a. mit Darwin Deez, kommen die vier Australier im Herbst nun als Headliner auch zurück nach Deutschland. Sie spielen aus ihrem Debütalbum, das sie in nur 14 Tagen mit Produzent Steve Schram (Cat Empire) in Melbourne aufgenommen haben. Sowie ein Cover des absoluten Über-Songs 2013, Daft Punks „Get Lucky“. Dabei hatte Sänger Davieson zuvor erwähnt, dass der Grund, eigene Songs zu schreiben, vor allem gewesen sei, dass er „die Nase voll hatte, andere Bands zu covern“.

Gerade passieren dieser jungen Band viele große Dinge. Dass es Davieson, mit seinen 19 Jahren der Jüngste, manchmal etwas zu viel wird, lässt der Seufzer ahnen, den man zu hören bekommt, wenn man den Sänger nach Zukunftsplänen der Gruppe fragt.

„Wir würden gern neue Songs schreiben, aber wir touren einfach die ganze Zeit. Und wenn wir zwischendurch mal kurz Pause haben, dann wollen wir auch mal Sachen machen, die nichts mit der Band zu tun haben“, sagt Davieson. Wie Jammern auf hohem Niveau klingt das nicht gerade. Eher nach dem Wunsch, mal wieder für eine längere Zeit die Energiereserven aufzufüllen. Vermutlich wird daraus aber erst mal nichts werden – wenn jetzt auch noch Europa die Band entdeckt.

Albumkritik S. 100

Der Bandname hat überhaupt nichts mit San Francisco zu tun, behauptet die Band. „Wir wollten einen Namen, der keinen Sinn ergibt“, so Sänger Jordi Davieson.

Drummerin Scarlett Stevens ist Miss-Piggy-Fan und Feministin. „Sie hat keinerlei Probleme, sich gegen uns Jungs durchzusetzen“, sagt Davieson. „Ich glaube, sie hält uns manchmal für ziemlich nervtötend.“

Als Davieson anfing, eigene Songs zu schreiben, hörte er viel Jack Johnson. „Ich war damals sehr jung“, sagt der 19-Jährige.

Klingt wie: Two Door Cinema Club, Darwin Deez, The Kooks