Meinung

20.Todestag von Falco: Hört mit der blinden Glorifizierung des Wieners auf


Heute vor 20 Jahren starb Johann „Hans“ Hölzel, besser bekannt als Falco. Der Hype um seine Person ist dabei völlig aus dem Ruder gelaufen.

Er gilt als „erster weißer Rapper“, als „österreichischer Volksheld“, als „Musik-Legende“. Johann „Hans“ Hölzel, der unter dem Namen Falco Musikgeschichte schrieb, starb heute vor 20 Jahren bei einem Autounfall in der Dominikanischen Republik.

Die Vereinnahmung, die stellenweise in Verblendung verfällt, die Falco als viel zu früh verstorbene Figur in der deutschsprachigen Musiklandschaft durchlebt, ist einzigartig. Pünktlich zum 20. Todestag hält sogar der Dompfarrer zu Wien ein Requiem auf einen der bekanntesten Söhne der Alpenrepublik und versucht, die Texte des 40-jährig Verstorbenen religiös zu interpretieren. Dass Falco zu Lebzeiten von Teilen der österreichischen Gesellschaft für seine unter anderem drogenverherrlichenden Texte geächtet wurde, wird mittlerweile gerne vergessen.

Seit seinem Tod hat Falco viele Weggefährten

Überhaupt ist Falco erst durch seinen tragischen Tod zum scheinbar unantastbaren nationalen Monument Österreichs geworden. Heute nennen sich die Menschen Freunde und Weggefährten von ihm, die ihn damals im öffentlich-rechtlichen Rundfunk boykottierten, ihn wegen seines Sprachgesangs für geistesgestört hielten und ihm absprachen „richtige Musik“ zu machen, selbst als er mit „Der Kommissar“ einen ersten kleinen Charts-Erfolg in den USA hatte.

Falco

Doch Falco liebte seine Heimat nichtsdestotrotz, was ihm womöglich den dauerhaften globalen Erfolg unmöglich machte. Er wollte den ganz großen Durchbruch in den Staaten, konnte aber nicht ohne seine Mutter und sein Wien. Das schönste an der amerikanischen Fahne, sagte Falco einst, seien die rot-weiß-roten Streifen.

Dennoch erreichte er mit „Amadeus“ den Spitzenplatz der US-amerikanischen Charts – als erster deutschsprachiger Act überhaupt. Falco schien den Gipfel erklommen zu haben, sonderlich lange konnte er den Ausblick jedoch nicht genießen. Keine zwei Jahre später sagte er seine Deutschland-Tour aufgrund zu geringer Nachfrage ab, das einzige Konzert fand im beschaulichen niedersächsischen Oldenburg statt.

Falco, dem als Kind ein absolutes Gehör attestiert wurde, versuchte sich mit einem Stilwechsel aus dem Tief zu retten. Doch der musikalisch Hochveranlagte hatte sich längst dem Pop-Karussell aus On-Demand-Songwritern und Top-Produzenten hingegeben. Er war nie wirklich HipHop, er war nie wirklich Rock, auch wenn „Der Kommissar“ und „Amadeus“ anderes implizieren wollen. Falco war vor allem Pop.

Schon 1993 ein Nostalgie-Act

Doch Pop lebt von Hits – und die gingen ihm aus. Natürlich war da der 1995er-Überraschungserfolg mit der Techno-Version des 20er-Jahre-Schlagers „Mutter, der Mann mit dem Koks ist da“, doch das Publikum hatte Falco längst zu den Akten gelegt. Sein oftmals zitierter Donauinsel-Auftritt von 1993, der im Nachhinein beweisen soll, wie sehr die Wiener ihren Falco geliebt haben, beweist eigentlich nur, dass er schon da zu einem Nostalgie-Act geworden war, den man sich den alten Zeiten zuliebe anschauen geht – zumal der Auftritt beim kostenlosen Donauinsel-Fest stattfand.

So tragisch Falcos Tod war und ist, und so schade es ist, dass er trotz der Nummer-1-Hits „Der Kommissar“, „Amadeus“ und „Jeanny“, sein volles Potenzial im unnachgiebigen Pop-Geschäft nie ausschöpfen konnte, so verwerflich ist nun die Anbiederung von allen Seiten an seine Person.

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