5 Fragen an Chris Walla


Der Death-Cab-For-Cutie-Gitarrist über schwierige Sänger, die Dynamik in Bands, eigene Songs und die beste Band der Welt.

1 Nach den beiden tollen Death-Cab-For-Cutie-Alben Transatlanticism und Plans sind wir alle sehr gespannt, wie die neue Platte Narrow stairs geworden ist. Ihr legt gerade im Studio letzte Hand an, und es war bereits zu lesen, dass sie sehr ungewöhnlich klingen soll. Was können wir erwarten?

Es ist diesmal eher eine Rockplatte geworden, also viel rauer als Plans. Die neuen Songs ähneln so ziemlich dem, was wir als Liveband auf der Bühne machen, und die erste Single „I Will Possess Your Heart“ ist achteinhalb Minuten lang. Es ist wahrscheinlich viel weniger zugänglich als Plans und eine ganze Ecke seltsamer. Singles sind schon noch mit drauf, aber keine Songs mehr wie „Soul Meets Body“ und „I Will Follow You Into The Dark“. Im Gegensatz zu manchen anderen Leuten denke ich nicht, dass Plans ein von Anfang bis Ende tolles Album war. Die neue Platte aber mag ich mindestens so gern wie Transatlanticism. Und am liebsten ist mir immer noch unsere zweite LP We have the Facts And We’re Voting Yes.

2 Mit Field manual hast du zusätzlich gerade dein erstes Soloalbum veröffentlicht. Angesichts der Tatsache, dass es nicht weit vom Death-Cab-Sound entfernt ist, muss die Frage nach dem Warum gestattet sein.

Der Hauptgrund ist wohl, dass ich bei Death Cab For Cutie kein wirkliches Ventil für meine eigenen Songs habe, denn Ben Gibbard schreibt unsere Texte und auch einen beträchtlichen Teil der Musik. In den letzten anderthalb Jahren hatte ich das Gefühl, meine eigene Stimme als Songwriter gefanden zu haben, und es war einfach an der Zeit, diese Songs, die schon etwas länger bei mir zu Hause rumlagen, zu bearbeiten und rauszulassen. Ich habe field manual also einfach nur für mich selbst gemacht und hege keine großen kommerziellen Erwartungen. Ein paar Leute schrieben bereits, es sei ein Death-Cab-Rip-Off. Aber wie soll das gehen? Ich bin ja selbst in der Band! (lacht).

3 Und produzierst nebenbei nicht nur die Alben deiner eigenen Band, sondern auch ab und an die anderer Künstler wie Nada Surf, Tegan And Sara und Decemberists. Kannst du erklären, was dich am Job des Produzenten reizt?

Ich mag es einfach, Musikern bei der Arbeit zuzusehen und die Dynamik innerhalb einer Band zu beobachten. Zu beurteilen, wo die Stärken und Schwächen der einzelnen Musiker liegen, und darauf einzugehen. Das hat mir eigentlich schon gefallen, als ich die erste Death-Cab-Platte produziert habe: Dinge zu managen, eine Sache unter Kontrolle zu haben. Wenn ich gemeinsam mit meiner Freundin Dinner mache, dann „produziere“ ich eben Essen. Und solange ich weiß, was da genau meine Rolle ist, lasse ich mir auch gern Dinge sagen.

4 Decemberists-Sänger Colin Meloy gilt Gerüchten zufolge bei einigen Journalisten als „schwierig“. Hat der dir auch Dinge gesagt?

Ich weiß nicht, woher Colin diesen Ruf hat. Ich kenne ebenfalls Leute, die ihn für eine Primadonna halten, aber ich selbst halte ihn überhaupt nicht für schwierig. Im Gegenteil: Colin ist wunderbar, und es macht großen Spaß, mit ihm zu arbeiten. Natürlich kann er auch sehr ungewöhnlich und speziell sein, aber welcher gute Künstler ist das nicht? Als ich mit den Decemberists picaresque aufnahm, haben mich sogar einige Menschen gefragt: Und? War es schlimm? (lacht). Meine Aufgabe war es dann, die Wahrheit ans Licht zu bringen.

5 Letzte Frage für heute: Welche noch aktive Band sollte die Welt regieren und warum?

Ich denke wirklich, dass die Thermals die Welt regieren sollten. Und ich glaube, dass sie mit der nächsten Platte auch das Mainstreampublikum erreichen können. Für mich gibt es keine bessere Rockband auf diesem Planeten. Ich mag alles an ihnen: das Songwriting, die Melodien, die Energie. Die Thermals sind unglaublich! Sie könnten im kleinsten Kellerloch oder in den größten Arenen spielen – es würde die Leute so und so umhauen. >» www.barsuk.com