Falco – Wiener Blut

Sie ist also doch noch erschienen, die neue Falco-LP. Ein Schelm, wer bei dem Produzenten-Hick-Hack im Vorfeld der Veröffentlichung an einen billigen Promotion-Trick glaubt, denn da ging es blutig ernst zu (ME/Sounds 8/’88 berichtete). Letztendlich wirken auf der bislang fünften Falco-LP drei verschiedene Produzenten (-Teams), was der Abwechslung im Klangbild durchaus gut tut. Lediglich die von Falco selbst produzierte Cover-Version des Steely Dan-Klassikers .Do It Again“ fällt ab (Sorry, Hansil). Aber sonst schlenzt sich der Wiener Filou mit impertinentem Selbstverständnis durch Disco, Pop, Rock, Rap und verbindet den Stil-Salat durch die freche Arroganz seiner Sing-Stimme und die ihm eigene Melange von Deutsch, Englisch, Weanerisch in seinen Texten. Die vier Mende/DeRouge-Titel (alle auf Seite B plaziert) leben von schwülstiger Wucht und zielen mit ihrem, teilweise wagnerianischen, Bombast-Arrangement auf weitere Erfolge in den US-Charts. Die Bollond-Titel auf der A-Seite bauen poppig auf den bewährten Falco-Sprech-Rap. Unverschämt wird mal eben eine Flamenco-Gitarre in den Disco-Beat gefummelt oder Johann Strauß-Walzerfragmente an das Titelstück „Wiener Blut“ gedockt. Hier gesampelt, dort getriggert, geschickt abgekupfert, die Rhythmen sind eindeutig die starke Seite der Bollond-Titel. Egal, ob einem der Falco-Schmäh paßt oder nicht, man kann sich seiner Faszination nicht entziehen. Wie sagt doch ein Musiker-Kollege so treffend über ihn-. „Man tonn Folco für ein Arschloch holten oder auch nicht, auf jeden Fall ist er der einzige deutschsprachige Pop-Star von internationalem Niveau.“