Seit Chet Bakers Comeback Anfang der siebziger Jahre ist seine Musik auf Platten gut dokumentiert. Braucht es also eine weitere CD mit Aufnahmen in zweifelhafter Klangqualität, wie diesen 18 Jahre alten Live-Mitschnitt aus dem Rising Sun Club in Montreal? Dazu krankt das Album an weiteren Schwachstellen wie uninspirierten Bariton-Soli, qualvollen Minuten mit einem krächzend gestrichenen Kontrabaß sowie immer wieder an Längen. Doch wenn Baker endlich selbst die Trompete ansetzt, dann sind alle Mängel vergessen. Sein Ton hat nach wie vor die Eigenschaften einer Droge, die sofort wirkt. Wie gewohnt bläst Baker aus nächster Nähe ins Mikrophon. Nur so verwandeln sich seine extrem leisen Töne in seinen unnachahmlichen Soft-Stil, nur manchmal aufgerauht durch Schärfen oder größere Tonsprünge. Mit dem Phil Markowitz-Trio plus Roger Rosenberg, Baritonsaxophon, stellt er Musik von Miles Davis, Dexter Gordon und Cole Porter vor. Das einzig stichhaltige Argument für eine Kaufempfehlung kann jedoch nur der Baker-Titel ‚Snowboard‘ liefern. Hier findet der CD-Sammler im unnachahmlichem Solospiel des Trompeters aus Yale und in seinem Duett mit Roger Rosenberg echte Baker-Perlen vor.