Hawkwind – Space Ritual: 35th Anniversary Collectors Edition

Extraterrestrische Botschaften aus dem Raum-Zeit-Kontinuum bestimmten auch noch die Post-Hippie-Ära zu Anfang der 70er-Jahre. Zumindest in gewissen Kreisen. Dort wo der Joint reihum ging, im Kühlschrank LSD fläschchenweise lagerte und im Garten Tollkirsche, Stechapfel und Bilsenkraut wucherten. Einen ausschweifenden Lebensstil führte die im Londoner Ladbroke-Grove-Distrikt in einem viktorianischen Gemäuer hausende Musikerkommune Hawkwind. Entgegen der technisch perfekten Illusion etwa der Kollegen Pink Floyd muten die surrealistischen Weltraumklänge des nach eigener Aussage sich aus ehemaligen Roadies und vornehmlich Nichtmusikern rekrutierenden Kollektivs nur mittels illegaler Substanzen intergalaktisch an. Doch gerade das macht den Reiz der „Psychedelic Warlords“ aus. Nach dem UK-Top-5-Hit“Silver Machine“, einem auf Singlelänge editierten 20-minütigen Jam aus dem Londoner Roundhouse. weitet sich der bislang auf England beschränkte Aktionsradius der ursprünglich GroupX benannten Formation auf Europa aus. Um den Übernachterfolg zu zementieren, bleibt das von Gitarrist/Sänger Dave Brock geleitete Septett, dem 1972 u.a. auch noch der spätere Motörhead-Mann Lemmy Kilmister sowie Nackttänzerin Stacia angehörten, beim erprobten Rezept. Der ausladende Konzertmitschnitt Space Ritual verteilte sich im Vinyl-Original auf vier Plattenseiten, enthielt Aufnahmen aus dem Liverpool Stadium und Brixton Sundown. 20 Songs in Überlänge, inklusive dreier Bonustracks, sind jetzt auf zwei CDs verteilt. Stilistische Ähnlichkeiten mit Amon Düül II, zu der Hawkwind seinerzeit lebhafte Kontakte pflegten, lassen sich nicht leugnen. Keiner der epenhaften Songs wie „Lord Of Light“, „Master Of The Universe“ und „7 By 7“, die Alternative-Rock-Heroen späterer Generationen wie Kyuss, Queens Of The Stone Age und Monster Magnet inspirieren sollten, bewegt sich unter der Sieben-Minuten-Grenze. Im manischen Stil von Arthur Brown beschwört Robert Calverts in Interludien eigene Texte und zitiert die des britischen Science-Fiction-Autors Michael Moorcock. Nach Creams Pete Brown, Procol Harums Keith Reid und King Crimsons Pete Sinfield ging deri988 verstorbene Calvert als vierter Poet in Großbritanniens Pophistorie ein.

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