Petrus hatte sich gegen Falco verschworen, als der 1993 beim Donauinselfest vor 100.000 begeisterten Zuschauern auftrat. Der Himmelswächter öffnete an dem Tag sämtliche Schleusen und ließ die Wassermassen, begleitet von Blitz und Donner, gleich kübelweise auf die Freiluftveranstaltung herniederprasseln. Die Folge: ein partieller Stromausfall. Die Bühnenshow musste vorzeitig beendet werden, ausgerechnet „Rock Me Amadeus“, den einzigen Titel in deutscher Sprache, der bislang die US-Billboard-Charts anführte, konnte Falco seinerzeit nicht mehr singen. Alle anderen Hitsongs interpretierte Österreichs einziger Popstar mit internationalem Standing zuvor jedoch mit der nur ihm eigenen, an Blasiertheit wohl kaum noch zu überbietenden Obercoolness. Im betont arrogant daherkommenden Sprechgesang zwischen Deutsch, „Weanerisch“, Englisch und Italienisch ertönten an jenem Abend klasse Fassungen von „Der Kommissar“, dem kontroversen „Jeanny“ und Austro-Rap-Pop im Gewitter: Das sagenumwobene Regenkonzert liegt jetzt in einer überarbeiteten DVD-Edition vor.

„Junge Roemer“. „Vienna Calling“, „Titanic“ sowie „Auf der Flucht“ standen ebenfalls auf dem Programm. All diese Songerfolge machten noch einmal deutlich, dass der Mann aus der Alpenrepublik nicht unbedingt der beste Musiker auf Erden war, als Ideengeber, Konzeptgestalter und Selbstinszenierer jedoch fast unübertroffen. Wie der Hölzel Hansi seiner Kunstfigur Falco den Odem der Großmannsucht einhauchte, wie er schwindelfrei auf dem dünnen Seil zwischen Genie und Wahnsinn balancierte, wie er wortgewaltig die Dekadenz der westlichen Welt am Ende des 20. Jahrhunderts bloßlegte, sucht bis heute seinesgleichen. Zehn Jahre nach seinem Unfalltod erscheint der Filmmitschnitt des Open-Air-Spektakels nun in einer technisch generalüberholten und erweiterten DVD-Ausgabe. Die wartet mit 16:9-Breitwandbildern, neuem Schnitt, ungesehenen Kameraeinstellungen und einer unveröffentlichten Dokumentation zur Tour 1993/94 auf. Im Interview verraten der geschniegelte Beau und seine Band mehr über ihre Musikvorstellungen, den Zusammenhalt aller Beteiligten und die Höhen und Tiefen ihrer Karriere. Darüber hinaus lässt Falco den Zuschauer daran teilhaben, wenn er sich lustvoll im Starruhm sonnt. Der Erfolg als Medienpersönlichkeit war ihm offenbar sehr wichtig. Die beiliegende CD enthält das Konzert in einer tadellosen Audiospur. Eine würdige Ehrung des früh verstorbenen Edel-Popstars.

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