Alben der Woche: 12. – 18. März


Die Neuerscheinungen der Woche. Unter anderem mit The Shins, Fritz Kalkbrenner und Miike Snow.

Platte der Woche: The ShinsPort Of Morrow
Stilistisch löst sich Mercer nach dem Wechsel von Sub Pop zum Majorlabel Columbia von der hemdsärmeligen Americana, mit der er die (Indie-)Welt vor zehn Jahren in Verzückung versetzte: Die von Greg Kurstin (Lily Allen, Foster The People) co-produzierten Mid-Tempo-Songs auf Port Of Morrow gehören ins Formatradio und in den Trailer zur nächsten Romcom mit Anne Hathaway. Nur wenig erinnert an die Verschrobenheit früherer Shins-Platten: „September“, Mercers getragene Liebeserklärung an seine Ehefrau Marisa, klingt wie ein entfernter Cousin des Oh, Inverted World-Hits „New Slang“. Der knapp sechsminütige Titelsong und das aufgekratzte „Bait And Switch“ wiederum wären auch auf Wincing The Night Away von 2007 nicht aus dem Rahmen gefallen. Der Rest von Port Of Morrow aber präsentiert die Shins in einem anderen Licht: „It’s Only Life“ schmeichelt sich derart gefällig in die Gehörgänge, dass der kritische Indie-Fan zunächst „Ausverkauf!“ schreien möchte. Doch dann entfalten die sanften Falsettgesänge ihre Wirkung und treiben Tränen selbst in hinter Hornbrillen versteckte Augen: „You used to be such a little lion / Before you got into all this crying“. In „For A Fool“ gibt Mercer den ausgelieferten Liebhaber, der in einer unglücklichen Beziehung gefangen ist: „Taken for a fool / Yes, I was, because I was a fool“. Ja, das ist unverschämt eingängige Popmusik, aber die schönste, die man seit Langem gehört hat. (ME-Autor Reiner Reitsamer)

F
Fritz Kalkbrenner – Suol Mates
Im Rahmen der Soul Mates kommen Freunde von Klassikern der Soul- und Funk-Geschichte ebenso auf ihre Kosten wie Anhänger warmer, deeper Housetracks. Insgesamt geht es also recht geschmeidig zu, sodass sich das Ding insbesondere im heimischen CD-Player ganz wohl fühlen dürfte. Klar, dass auch Kalkbrenner selbst hier nicht fehlen darf. Er steuert den neuen Track „Right In The Dark“ sowie das Bill-Withers-Cover „Ruby Lee“ bei. Eine schöne Songauswahl, die einen tiefen Blick in die musikalischen Vorlieben des Berliners erlaubt und für die entspannteren Gemüter und alle, die es werden wollen, bestens geeignet ist. Hin­gewiesen sei noch darauf, dass die erste Hälfte der CD ein wenig einlullend daher kommt, doch Geduld wird mit der zweiten Hälfte belohnt.

L
Lee Field & The Expressions – Faithful Man
Lee Ranaldo – Between the Times and the Tides

M
Miike Snow – Happy To You    
Ideen haben sie wirklich. Etwa die, eine Snare-Drum zu loopen, die wie die in einer Militärkapelle klingt. Sie wird dann mit ausgelassenem Pfeifen, einer Stimme wie der von Morten Harket und unwirschen Elektro-Anwandlungen verbunden. Ungewöhnliche Trommelsounds und Beats hört man zuhauf, entweder in Form von nachgeahmten Peitschenschlägen oder von schweren Tribal-Hieben wie bei Kate Bush oder Peter Gabriel. Blasmusik-Effekte kommen vor, auch der Vocoder-Gesang von Nu Shooz. Miike Snow haben bestimmt unzählige Geräusche auf der Festplatte gespeichert, aber sie sind bei aller Bastelei auch daran interessiert, dass es am Ende Popmusik bleibt. Ein sicherer Nachfolgekandidat für den Hit „Animal“ ist „Paddling Out“ mit einer sehr einprägsam aufgesagten Titelzeile. Auch „Archipelago“ hat Chancen, häufig gehört zu werden. Man versteht auf jeden Fall, dass die beiden Kerle von Bloodshy & Avant zu zwei Dritteln hinter dieser Band stehen. Sie haben schon Britney Spears mit dem besten und ungewöhnlichsten Track ihrer Karriere versorgt („Toxic“ – falls es da Zweifel gibt). Auch hier präsentieren sie sich wie echte Think-Tanks, die wissen, was man tun muss, damit es sich etwas außer der Reihe anhört. (ME-Autor Thomas Weiland)

O
Olli Schulz – SOS Save Olli Schulz 
Oliver Koletzki – Großstadtmärchen 2