Bank-Geheimnis


Jimi Orgl und Mense Reents, besser bekannt als Egoexpress, und das Geheimnis ihres Erfolgs: Sie klingen immer noch ein bisschen nach den achtziger Jahren.

Eine straffe Organisation ist etwas anderes. Und eine solide Reiseplanung ersl rechl. Mense Reents und Jimi Orgl, besser bekannt und bald auch berühmt als Egoexpress, sind zwar justament angekommen. Aber die Zugfahrt von da, wo sie herkommen, gestaltete sich etwas schwierig. „Den ersten Zug, den wir nehmen wollten, haben wir verpasst. Und als ich für den nächsten Fahrkarten kaufen wollte, habe ich gemerkt, dass ich nicht genug Geld dabei habe“, erklärt Mense. „Also bin ich noch mal nach I lause gefahren und habe meine EC-Karte geholt. Aber dann mussle ich feststellen, dass ich die Ceheimzahl vergessen hatte, weil ich das Ding schon so lange nicht mehr benutzt habe.“ Was also tun? Die Reise abbrechen, bevor sie überhaupt los geht? Von wegen. Denn erfreulicherweise sind zwei ja immer mehr als einer, und so konnte limi elegant in die Bresche springen. „Ich hatte dann doch genug Geld für beide Tickets dabei.“ Woraufhin er nicht lange gefackelt hat. Ergebnis: Egoexpress, die vor Stunden noch in I lamburg waren, sind jetzt in Köln. Und dort sitzen und sprechen sie über „Bieker“. Das aktuelle Album ist ein wohlgeratenes Stück Schallplatte, aus dessen Rillen im wesentlichen House tönt. Mal eher sperrig, mal schön fluffig, mal mit reichlich Reverenzen an die eigene musikalische Sozialisation, aber stets mit einer Konstante: dem Summen im Tanzbein. „]a, so ist das“, bestätigt Mense, „aber genau deshalb gibt’s auch Probleme. Von wegen: Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Es gibt ’ne Menge Leute, denen wir nicht glaubwürdig genug sind – dass wir zwei Typen mit einer Indie-Gitarren-Vergangenheit sind, und wir uns unser eigenes Bild von Disco, llouse, überhaupt von lanzbarer Musik zusammenschustern, geht für viele einfach nicht zusammen.“

Sollte es aber. Schließlich sind Genre-Grenzen längst genauso sicher weg wie der Schnee vom letzten Jahr – und mit eben dieser Erkenntnis sind Mense (lix-Die Regierung) und limi auch bei der Arbeit unterwegs. Zum Beispiel bei „Weiter“, einem Track, in den Tocotronic-Sänger Dirk von Lolzow einen ebenso kurzen wie schlauen Satz hineingesungen hat: „Man muss immer weiter durchbrechen“. „Die Zusammenarbeit mit Dirk war eine spontane Idee“, sagt Jimi. „Wir sind ja bei dem gleichen Label, und eines Tages haben wir uns zufallig auf einem der Bürogänge getroffen. Und weil’s die Überlegung, mit Gesang zu arbeiten, schon länger gab, haben wir ihn einfach gefragt, ob er sich was überlegt.“ Überhaupt „Weiter“: Mal abgesehen von der Veredelung seitens des Tocotronic-Dirk erzählt der Track, wann Egoexpress groß geworden sind: in den 80em nämlich. „Klar, da kommen wir nun mal her, deshalb sind wir auch mit unserem Sound immer noch an songähnlichen Stnikturen interessiert – und die kann man bei ‚Weiter‘ eben raushören“, erklärt Mense. Und noch etwas offenbart „Weiter“: ein in den SOern gern missbrauchtes Instrument. „Dieser schmierige Saxophon-Teil kommt dir entgegen wie ein Tieflader“, stellt limi fest. Und Mense ergänzt: „Wir sind ja relativ kühl, jetzt so im Endprodukt. Das ist ja auch so’n bissdien 80er.“ Eine solide Selbsteinschätzung.