Beirut


Die Musik, mit der er sich gegen andere auflehnte: Synthie-Pop. Die Band, die ihn zum Musiker machte: die eines Freundes. Die Sprache, in der Zach Condon eines Tages unbedingt noch singen will: Italienisch. Der Globetrotter nennt seine bunten Einflüsse.

Die Musik, mit der ich als Teenager protestiert habe …

Erlend Øye

Unrest (2003)

Protest gegen die Musik meiner Eltern gab es gar nicht. Ich stellte eines Tages fest, dass ich vielmehr gegen meine eigene Generation protestierte. All meine Freunde stiegen bei Punk- und Hardcore-Bands ein. Ich rebellierte mit Synthie-Pop und akustischer Musik dagegen, als ich ein Teenager war. Erlend Øyes Album Unrest machte mir endgültig klar, dass es im Leben mehr als nur Punkrock gibt.

Die Platte, die mir Mut machte, selbst Songs aufzunehmen …

Neutral Milk Hotel

In The Aeroplane Over The Sea (1998)

Das war definitiv die Band Neutral Milk Hotel, in der Jeremy spielte (Jeremy Barnes, der mit Heather Trost heute das mit Beirut befreundete Duo A Hawk And A Hacksaw bildet – Anm. d. Red.). Neutral Milk Hotel gaben mir das Gefühl: „Versuch’s doch mal selber!“ Zuerst gefielen mir die Melodien und die Arrangements, später stellte ich fest, dass sie das alles auf vier Tracks zu Hause aufgenommen hatten. Es waren keine Profis am Werk bei dieser Platte. Da war es nur noch ein kleiner Schritt, meine Trompete zu nehmen und auch mal einen Song aufzunehmen.

Der Song, den ich noch covern muss …

Mina Mazzini

Se Telefonando (1966)

Italienisch singen, das ist noch einmal eine richtig große Aufgabe für mich. Es gibt einen Song, den ich unbedingt covern möchte, aber nicht so hinkriege, wie ich mir das vorstelle. Das ist die Ennio-Morricone-Komposition (gemeinsam mit Maurizio Costanzo und Ghigo De Chiara – Anm. d. Red.) „Se Telefonando“, die Mina Mazzini in den Sixties gesungen hat. Ich werde mein Bestes geben und es weiter versuchen, selbst auf die Gefahr hin, dass ich scheitere.

Mein peinlichster Lieblingssong aus den Charts …

La Roux

Bulletproof (2009)

Ich war in Polen unterwegs, als ich diesen Song hörte. Nachher erfuhr ich, dass das Stück von der Sängerin La Roux ist. Ein Elektro-Pop-Ding namens „Bulletproof“. Die Musik kam ganz laut aus dem Autoradio, und ich dachte, das ist doch der perfekte Europopsong. Aber ich fühlte mich irgendwie nicht ganz wohl dabei, La Roux zu mögen.

Der beste Song aller Zeiten ist (und bleibt) für mich …

The Miracles

The Tracks Of My Tears (1965)

Ich bin mit der Musik der Großen aufgewachsen: Van Morrison, Beach Boys, Beatles, Bruce Springsteen, David Bowie. Und ich liebe sie alle. Aber, Hand aufs Herz, der größte Song aller Zeiten ist doch „Tracks Of My Tears“ von Smokey Robinson. Der perfekte Popsong: wunderschöne Melodie, wunderschöner Rhythmus, großartige Harmonien – ich kann das Stück immer wieder hören, ich möchte dazu singen.

Die Musik, die ich zuletzt im Tourbus hörte …

Diverse

Studio One Lovers (2005)

Nachdem wir irgendwie alle unsere iPods verlegt und verloren hatten, hörten wir uns die Platten an, die Paul (Multiinstrumentalist Paul Collins – Anm. d. Red.) im Soul Jazz Records Shop in London gekauft hatte, besonders gerne Studio One Lovers. Wir besitzen einen ledergepolsterten, tragbaren Plattenspieler, glücklicherweise waren die Busfahrer am Steuer so gut, dass die Platten kaum springen konnten.

Albumkritik S. 88

Randnotizen:

* Es vergeht kein Interview, in dem Zach Condon (25) nicht davon erzählt, dass er sich in seiner Heimat New Mexico als Heimatloser gefühlt habe. Das betrifft die Musik auf der High School, von der er sich als Teenager abgrenzte, wie die von spanischen Traditionen dominierte Kultur der Region.

* Unter dem Logo Beirut legte der Amerikaner eine ziemlich unamerikanische Erfolgsgeschichte hin: ein Sänger, Trompeter und Ukulelist, der die Geschichten von anderen mit seinen eigenen Melodien vertonte, ein Globetrotter, der die Sehnsuchts-Land-karte der alten Welt mit Songs bebilderte, die aus einem Secondhand-Laden hätten stammen können.

* Als Condon 2005 aus dem heimischen Albuquerque nach Brooklyn/New York umzieht, überarbeitet er dort einen Großteil seiner bis dahin aufgenommenen Songs gemeinsam mit Jeremy Barnes und Heather Trost (beide A Hawk and A Hacksaw).

* Sein neues Album The Rip Tide steht für Zach Condon am Ende „der Phase des Erwachsenwerdens“, in der „ich über die Jahre mit vielen Stilen und Sounds geflirtet habe“.

Der nächste Musikexpress erscheint am 15. September 2011.