Berlinale 2014: Panorama eröffnet mit vietnamesischem Science-Fiction-Drama „Nuoc“


Klimakatastrophen-Szenario zum Beginn der Berlinale. 2030 liegt halb Vietnam unter Wasser.

Verkehrte Welt eigentlich: Während der Wettbewerb der Berlinale 2014 ungewohnt glanzvoll mit einer Weltpremiere von tatsächlich internationalem Rang eröffnet wurde (Wes Andersons „The Grand Budapest Hotel“), ohne die sonst so gerne beschworene Schwere, da sah es in der Panorama-Sektion in etwa so aus, wie man sich in den vergangenen Berlinale-Jahrgängen oft fühlte: nass. Nicht umsonst heißt Nguyen-Vo Nghiem-Minhs Film „Nuoc“ übersetzt „Wasser“. Und das ist es auch, was man in den folgenden 98 Minuten überwiegend zu sehen bekommt.

Dabei ist das leise Science-Fiction-Konzept hinter dem vietnamesischen Ökodrama „Nuoc“ durchaus bestechend, zeigt es die Folgen von Erderwärmung und Ressourcenverknappung doch aus Sicht der unmittelbar Betroffenen. Einfache Leute wie Suo und Thi, deren Stelzenbarracken mitten im allumfassenden Meer stehen, deren ehemalige Lebensgrundlage tief unter der Wasseroberfläche liegt. So sieht man sie meist beim Fischen, der Jagd nach Süßwasser oder dem Zubereiten karger Speisen, während im fernen Hintergrund der großstädtische Moloch etwas von Zukunft zumindest ahnen lässt. Aber die hat Suo nicht, weil ihr Mann eines Tages ertrunken aufgefunden wird.

Man ahnt: Der neue Arbeitgeber hat damit zu tun. Und bekommt doch zunächst zwei Liebesgeschichten erzählt. Die von Suo und Thi und zehn Jahre zuvor die von Suos erster großer Liebe Gian. Die natürlich mit dem zu tun hat, was ihrem Gatten zugestoßen ist. Und außerdem mit genetischen Experimenten großer Konzerne, die an der Pflanzenhaltung in Salzwasser forschen.

Das Problem – zumindest für den Sci-Fi-Freund: Der ökologische und dystopische Aspekt von „Nuoc“ kommt vor dem Hintergrund der in langen Einstellungen zelebrierten Dreiecksgeschichte viel zu kurz und wird am Schluss durch fast an Spielbergs „A.I.“ erinnernde Trickaufnahmen ein Stück weit ad absurdum geführt. Weil dieser Film immer dann am besten ist, wenn die oft fischäugig verzerrte Totale den Blick auf eine unter Wasser gesetzte Welt freigibt. Deren einziger Special Effect kaum zu bändigende Wassermassen sind.