Brian Fallon


Mit The Gaslight Anthem schmiedet er Rock zwischen Punk, Motown und Springsteen. Seine neue Band The Horrible Crowes musiziert nahe am düsteren Folk. Die Welt von Fallons musikalischen Einflüssen ist sehr weit und groß.

Als ich klein war, lief bei uns zu Hause …

The Monkees

„Daydream Believer“ (1967)

Meine Mutter hörte nonstop Musik. Als ich zehn oder elf Jahre alt war und anfing, einen eigenen Musikgeschmack zu entwickeln, sagte sie mir oft: „Das habe ich damals auch gehört.“ Meine Mom und mein Stiefvater hatten eine große Plattensammlung. Mein Vater hörte sich immer die Sachen an, die ich mir kaufte. Meistens mochte er sie nicht, aber er hörte sie sich an.

Die erste Platte, die ich mir kaufte …

New kids on the block

Hangin‘ Tough (1988)

Ich war neun oder zehn. An der Straßenecke hingen immer diese Girls rum, die mir außerordentlich gut gefielen – ich hab mit dieser ganzen Mädchen-Kiste früh angefangen. Und ich wusste, dass die immer über die New Kids On The Block sprachen. Mein Plan war also: Wenn ich mir diese Platte kaufe, läuft der Rest von allein. Das Gleiche passierte später mit Poison, die hörte ich auch nur wegen eines Mädchens. Und weißt du was? Diese Methode hat tatsächlich funktioniert.

Tom Waits entdeckte ich mit …

Tom Waits

„The Piano Has Been Drinking (Not Me) (an Evening with Pete King)“ (1976)

Ich muss 13 oder 14 gewesen sein. Tatsächlich kannte ich erst den Titel und dann die Musik. Ein Freund erzählte mir davon, ich dachte: „Heftiger Titel. Bestimmt tolle Musik!“ Ein paar Tage danach spielte er es mir stolz vor. Ich hatte etwas komplett anderes erwartet, war aber begeistert. Diese Stimme! Das war weit weg von allem, was ich kannte. Am nächsten Tag fuhr ich in den Plattenladen und schaute dort alle Tom-Waits-Tapes durch. Ich ging zunächst nur nach den Covern: Rain Dogs gefiel mir am besten, also kaufte ich es. Einer der besten Käufe meines Lebens.

Zum Songschreiben brachte mich …

Bob Dylan

„Just Like A Woman“ (1966)

Genau das, was man braucht, wenn man 15 ist. Ein Typ mit seiner Gitarre, das war überschaubar. Das brachte mich zu dem Gedanken, dass auch ich Musik machen könnte. Ich schrieb schon immer Texte, aber ich konnte sie nicht musikalisch umsetzen. Alle Musik, die ich kannte oder die mir gefiel, hatte mit Riffs und komplexen Strukturen zu tun. Wie Pearl Jam. Leider nicht zu reproduzieren. Dass bei Dylan durchaus auch komplexe Strukturen vorhanden sind, nämlich in den Texten, merkte ich erst später.

Meine liebste Soul-Nummer ist …

Sam Cooke

„Bring It On Home To Me“ (1962)

Jeder in meiner Familie hört Soul. Wir lebten in einem Teil der Stadt, in dem es außer uns kaum Weiße gab. Viele Hispanics, aber auch eine Menge Schwarze. Wenn man also die Straße herunterlief, war die Chance, dass aus einem Fenster oder einem Auto Soul kam, sehr groß. Sam Cooke wähle ich jetzt einfach mal, weil seine Stimme eine der schönsten ist, die ich kenne.

Ich lernte, Springsteen zu lieben …

Bruce Springsteen

Greetings From Asbury Park, N.J. (1973)

Ich fing spät an, mich für Bruce Springsteen zu interessieren. Ich dürfte ihn etwa gleichzeitig mit Tom Waits entdeckt haben. Ich kannte eigentlich nur „Born In The USA“, und das mochte ich nicht besonders. Der Song lag in meinem Kopf in der gleichen Schublade wie das Zeug von Def Leppard oder Bon Jovi, das im Radio lief und das die anderen in der Schule hörten. Uncooler Muckerrock. Greetings From Asbury Park, N.J. war eines der ersten Alben von ihm, das ich analytisch anhörte. Ich hatte es übrigens von demselben Freund, der mir Tom Waits nähergebracht hatte. Fand ich großartig. Mittlerweile ist Born To Run meine Springsteen-Lieblingsplatte. Keine besonders außergewöhnliche Wahl, ich weiß.

Albumkritik S. ??

Randnotizen:

* Punk als Rebellion? Fehlanzeige bei Brian. Im Hause Fallon liefen die Dinge rund. „Ich hatte nicht die Art Eltern, die an deine Tür klopfen und sagen: ‚Hey, mach die Musik leiser!‘, sondern die, denen du sagen kannst: ‚Ich lass mir übrigens morgen einen grünen Iro schneiden'“, erzählt Fallon. Solange er keine Drogen genommen habe, sei alles cool gewesen.

* „Sehr freundlich“, so sagt Brian Fallon, sei Bruce Springsteen. Mittlerweile kennt man sich gut, teilte schon mehrmals gemeinsam die Bühne, zum Beispiel vor zwei Jahren im Londoner Hyde Park und auf dem Glastonbury-Festival.

* Der Trend geht offenbar zur Drittband: Brian Fallon spielt nicht nur bei The Gaslight Anthem und The Horrible Crowes, sondern bisweilen auch in Chuck Ragans Revival Tour.

Der nächste Musikexpress erscheint am 13. Oktober 2011.