Causa Rammstein: 826.000 Euro Spenden für mutmaßliche Opfer gesammelt


Die 826.000 Euro sollen an die Frauen gehen, die sich mit eigenen Schilderungen zu den Vorwürfen gegen Till Lindemann gemeldet haben und denen jetzt rechtliche Konsequenzen drohen.

Die Berliner „Amadeu Antonio Stiftung“ hat 826.000 Euro für mutmaßliche Opfer von angeblichen sexuellen Übergriffen durch Rammstein-Sänger Till Lindemann gesammelt. Dies erklärte die Sprecherin der gemeinnützigen Stiftung, Judith Rahner, am Mittwoch (5. Juli) gegenüber „rbb“.

Das Geld stammt aus einer Spendenkampagne, zu der Prominente aufgerufen haben. Unter dem Motto „Wie Viel Macht 1 Euro?“ wurden seit Mitte Juni 2023 per Crowdfunding gesammelt. Innerhalb der ersten drei Tage kamen bereits mehr als 650.000 Euro zusammen. Die Schauspielerin Nora Tschirner gehörte unter anderem zu den Unterstützer:innen der Kampagne.

Die Spendenaktion endete am Montag (3. Juli), bei der insgesamt über 70.000 Menschen mitgemacht haben. Die zusammengekommenen 826.000 Euro sollen nun an die Frauen gehen, die sich mit eigenen Schilderungen zu den Vorwürfen gegen den Rammstein-Kopf gemeldet haben und denen jetzt rechtliche Konsequenzen aufgrund ihrer Aussagen drohen.

Auf der Aktionsseite heißt es, die Spenden würden im Folgenden in Partnerschaft mit dem „Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe – Frauen gegen Gewalt“ verteilt werden. Und zwar in Form von der Übernahme von Anwalts- oder Gerichtskosten sowie der Umsetzung von Schutzmaßnahmen gegen sexuelle Gewalt und darüber hinaus auch in Form von psychologischer Beratung und Therapiemöglichkeiten.

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Mutmaßliche Opfer „von Rammstein-Fans übel beleidigt“

Judith Rahner, die bei der „Amadeu Antonio Stiftung“ eine Fachstelle für Genderfragen und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit leitet, sagte, die Stiftung nehme Kontakt zu mutmaßlichen Opfern auf, die ihre Vorwürfe in sozialen Medien öffentlich gemacht haben. „Viele von denen erleben jetzt eine ganze Menge Hass, weil sie sich öffentlich geäußert haben“, sagte Rahner gegenüber „rbb“. „Die werden von Rammstein-Fans übel beleidigt.“

Laut Rahners Angaben meldeten sich bei der Stiftung inzwischen auch Frauen, die angeben, im Zusammenhang mit den Vorwürfen gegen Lindemann in Rechtsstreitigkeiten verwickelt zu sein. Eine genaue Zahl an Personen nannte Judith Rahner allerdings nicht.

Vielen Frauen, die von ihren angeblichen Erfahrungen auf Konzerten bzw. den Aftershow-Feiern der Band Rammstein und besonders mit Sänger Till Lindemann öffentlich erzählen, drohen jetzt Unterlassungsaufforderungen von Lindemanns Anwält:innen zu bekommen. Die Stiftung berichtet außerdem von drohenden Strafanzeigen, mit denen die Frauen eingeschüchtert werden sollen. Mit den Spendengeldern wird nun ein Netzwerk mit Anwält:innen aufgebaut, um die rechtliche Unterstützung für die mutmaßlichen Opfer zu gewährleisten.

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Über die „Amadeu Antonio Stiftung“

Die „Amadeu Antonio Stiftung“ wurde 1998 gegründet. Ziel der Stiftung ist es, eine demokratische Zivilgesellschaft zu stärken, die sich konsequent gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus wendet. Dafür unterstützt sie Initiativen und Projekte, wie die Spendenaktion „Wie Viel Macht 1 Euro“, die sich für eine demokratische Kultur engagieren und für den Schutz von Minderheiten einsetzen. Die Stiftung fördert unkompliziert und verteilt das Geld gezielt dort, wo es dringend benötigt wird.

Die wichtigste Aufgabe der „Amadeu Antonio Stiftung“ über eine finanzielle Unterstützung hinaus ist es, Aufmerksamkeit für engagierte Menschen vor Ort zu schaffen und Themen wie Rassismus und Sexismus dauerhaft auf die Tagesordnung zu bringen.

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Zur Causa Till Lindemann und Rammstein

Aktuell steht Rammstein-Sänger Till Lindemann wegen Vorwürfen des Machtmissbrauchs und übergriffigen Verhaltens im Fokus der Öffentlichkeit. Unter der Bezeichnung „Row Zero“ soll die Berliner Band angeblich ein eigenes System erdacht haben, um junge Frauen für Sex auf Aftershow-Partys nach den Konzerten zu gewinnen. Rammstein haben in einem Statement dazu aufgerufen, Vorverurteilungen zu vermeiden. Lindemann wies unterdessen alle Anschuldigungen über seine Anwälte als unwahr zurück. Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn.

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