So würde eine Stadt aussehen, wenn die Architektur selbst wachsen könnte


Der britische Künstler Daniel Brown spielt mit seiner Fantasie und seinen IT-Können und erstellt damit Werke, die von der Repetition leben und sich zwischen Science-Fiction und Apokalpyse bewegen.

Es ist ein alter Irrglaube, dass Kunst und die rationale Nüchternheit einer mathematischen Formel nicht Hand in Hand gehen können. Ein guter Beweis dafür ist die Arbeit von Künstler Daniel Brown, der immer wieder die Möglichkeiten der digitalen Kunst aufzeigt. Er selbst bezeichnet sich als Künstler, aber auch als Designer und Programmierer und verbindet diese Berufe gekonnt, um Werke zu kreieren, die sich völlig von der Realität entheben.

Vergangenes Jahr erlaubte er sich das Gedankenspiel, was passieren würde, wenn eine Stadt, genauer gesagt die Architektur darin, sich selbst entwickeln, selbst wachsen könnte. Dafür nutzte er eine selbst entwickelte Software, die 3D-Muster erstellt. Sobald das Programm eine Anordnung generiert, die Brown zusagt, verarbeitet er sie weiter.

Apokalypse trifft auf Brutalismus

Im Fall von „Dantilon: The Brutal Deluxe“ wandte er diese Methode auf Architektur an. Der Algorithmus des Programms sollte eine imaginäre Stadt erstellen. Zunächst begann Daniel Brown mit kubischen Formen, die 3D-Graphen ähnelten. Daraus entstanden mithilfe des Programms und Fotos von Architektur aus den 70er-Jahren collagen-ähnliche Strukturen.

Aus Daniel Browns Reihe „Dantilon: The Brutal Deluxe“
Aus Daniel Browns Reihe „Dantilon: The Brutal Deluxe“

Die Endresultate erinnern an apokalyptische Filme, Computerspiele, an farblose Versionen von Andreas Gurskys Fotos, an Raumschiffe aus „Star Wars“ und ein wenig an „Inception“. In so einer Art von Stadt möchte natürlich niemand leben, denn sie zeigt die hässlichen Seiten der Gebäude geballt an einem Fleck. Diese Hässlichkeit und Absurdität ist aber auch der Grund, weshalb es so schwer ist die Augen von diesen Fotos wieder abzuwenden. Man verliert sich zu leicht in den Details, die sich mal durchgehend wiederholen und dann wieder von einem unerwarteten Element durchbrochen werden.

Wie Bergsteigen, nur virtuell

Die letzte heroische Phase der Moderne: Brutalismus ist derzeit angesagt wie nie
Genau dieser Überraschungseffekt ist es, den Daniel Brown anstrebt. Oft entdeckt er seine eigenen Werke selbst vollkommen verwundert. Denn nicht er ist der Architekt dieser imaginären Städte, sondern der Algorithmus des Programms. Er vergleicht den Prozess mit dem Besteigen eines Berges, bei dem man stetig aufwärts klettert, Neues entdeckt und am Ende erreicht man sein Ziel, das zuvor niemand gesehen hat. Nur, dass das Ganze im Rahmen eines mathematischen Raumes stattfindet.

Seine außergewöhnliche Herangehensweise an die Kunst bringt Daniel Brown Aufträge aus den unterschiedlichsten Branchen ein. Laut seiner Homepage hat er bereits Projekte für Museen, Hotels, Geschäfte, Architektur- und Designbüros, Magazine und Mobilfunkunternehmen entwickelt.

Vor einem Jahr entstanden ähnliche Werke von Daniel Brown, die er in Kooperation mit dem Science-Fiction-Autor William Gibson designte. Es handelte sich um Buch-Cover für die „Neuromancer“-Trilogie des Schriftstellers, auch bekannt unter dem Namen „Sprawl Series“.

Seine Werke zeigt Daniel Brown auf Flickr: Hier geht’s lang zu allen Bildern der Reihe „Dantilon: The Brutal Deluxe“.

Daniel Brown flickr.com/ danielbrowns.com