Zapperlott – das ist aber mal ein akkurat gebürsteter Mega-Afro! Dazu: cremefarbene Nadelstreifen-Tuchhose, weißes Oberhemd, braune Krawatte, schwarze Lederschuhe – André 3000, früher einfach Dre genannt, hat jetzt mal so gar nichts mit einem gewöhnlichen Rapper gemein. Genauso wie sein Teil des Doppelalbums Speakerbox/The Love Below: Der klingt für die Ohren des Interviewers nach Marvin Gaye auf Acid oder Prince auf Speed, wahlweise. Da muss er lachen, der Dre: „Das hab ich ja noch nie gehört. Gefällt mir aber ziemlich gut.“ Er singt, jauchzt und frohlockt zu zeitgeistigem Hi-Tech-Funk wie ein durchgeknallter Soulbruder, derweil sein Counterpart Big Boi mit seinem „Speakerbox“-Part ein durch und durch frisches, nuancenreiches MC-Opus auf den Teller knallt. Und wieder: alles andere als Nummer sicher. Schon nach Aquemini, ihrem dritten Langspieler, hätten sich OutKast eigentlich mit Fug und Recht auf die solide Seite schlagen und Bewährtes kopieren können. Taten sie aber nicht. Stattdessen gab es als Nachfolger den jungen Black-Music-Klassiker Stankonia, darauf die in jeder Hinsicht ungewöhnliche Superduper-Hitsingle „Mrs. Jackson“, die sich für die beiden Beteilgten zur kommerziellen Lebensversicherung entwickelte. Big Boi stellt selbstsicher fest: „Ab da war klar: Es brennt nichts mehr an. Alles, was jetzt noch passiert, passiert ausschließlich, weil wir es exakt so wollen.“ Was sie wollten, war eigentlich: jeder für sich ein Solo-Album. „Aber die hätten jeweils einzeln nicht mal annähernd die Hälfte an Aufmerksamkeit erregt“, gesteht Dre offenherzig. „Dabei geht es jetzt aber nicht um die Verkäufe. Sondern nur um eins: Der Shit ist dermaßen gut, dass sich das gefälligst jeder Mensch auf diesem Planeten anhören soll.“ Das gilt zumindest für jeden HipHop-Fan mit einigermaßen elastischen Ohren. Denn noch nie kam Outkasts Southernplayalistcadillacmuzik‘ derart offen, eigen und vielseitig aus den Boxen wie hier und heute.

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