David Lee Roth


There’s no business like showbusiness: Und in diesem Business setzt ein passionierter Selbstdarsteller wie David Lee Roth seine eigenen Maßstäbe. Er liefert — soviel hat sich nach mehr als zehn Jahren gekonnter Imagepflege herumgesprochen — als akrobatischer Bühnen-Exhibitionist lustvolles Vergnügen für Auge und Ohr. Doch diesem Ruf. der ihm vorauseilte, wurde er diesmal nicht gerecht. War’s nun Altersschwäche oder abgezocktes Profituni — die ersten 45 Minuten seines Konzerts in der mäßig besuchten Halle ließen selbst treue Fans an den Qualitäten des berüchtigten Entertainers zweifeln. Von einem David Lee Roth erwartet das Publikum schließlich mehr als kräftige Brustbehaarung und schnöde Rock-Standards mit abgedroschenen Gitarrensoli. Über Roths eklatantes Formtief konnten auch gelegentliche Hüftschwünge und alte Renner von Van Haien nicht hinwegtäuschen.

Doch David Lee ist tatsächlich ein Profi find weiß um das Kurzzeitgedächtnis des begeisterungswilligen Publikums. Und so riß er es in der letzten halben Stunde doch noch buchstäblich vom Hocker — mit einer Mischung aus Las-Vegas-Glamour und Rock ’n“ Roll-Ethos, wie sie nur einer wie er mit seinem dreisten kalifornischen Charme hinkriegt, dabei jegliche Kritik unterlaufend. Der Mann singt den Oldie „California Girls“ und reitet dabei auf einen» überdimensionalen Schaumstoft-Mikro durchs Publikum; er trägt funkelnde Cowboy-Hüte und wirkt trotzdem nicht komplett unsympathisch. David Lee Roth nimmt sich selbst nicht ernst, wenn er mit seinen gepflegt langhaarigen Musikern a capella amerikanische Wiegenlieder singt oder im Alleingang grausame Country-Standards jault. Der Mann ist halt doch ein Entertainer, und mit all den schrägen Höhepunkten zum Schluß — einschließlich des umjubelten“.Jump“ — könnte er auf das müde Vorspiel in der Rolle des soliden Rockstars getrost ganz und gar verzichten.