Dem Purismus keine Chance: Zion Train & Rockers HiFi bringen den Dub der alten Meister auf die Tanzböden von heute


Die Elektro-Invasion macht’s möglich: nach Jahren im Underground und einer groben Vernachlässigung durch den Mainstream ist britischer Dub plötzlich zum Charts-Thema geworden. Von den Roots eines King Tubby, Lee Perry oder Jah Shaka sind die Bands, die jetzt unter dem Oberbegriff Neo-Dub von sich reden machen, allerdings weit entfernt. Trotzdem berufen sich auch die Macher des modifizierten Dub auf die Tradition: „Wir verehren die Alten Meister, ohne sie gäbe es unseren Sound nicht“, sagt Agent Cod vom neunköpfigen Londoner Dub-Kollektiv Zion Train, „aber wir wollen die Musik weitertreiben.“ Ähnlich äußert sich Glyn Bush vom Duo Rockers HiFi, ebenfalls aus der englischen Hauptstadt: „Mit der britischen Dub-Szene haben wir eigentlich nie etwas zu tun gehabt, aber der Original Dub von Leuten wie Scientist ist uns heilig.“

Auch auf ihren neuen Alben gelingt es beiden Bands wieder, etliche Stile unter einen Hut zu bringen, schon die Titel der Platten deuten an, daß hier alles andere als puristisch zu Werke gegangen wird: Zion Trains dritter Streich ‚Grow Together‘ mischt poppigen Dub mit klassischem Soul und Ambient und die Rockers arbeiten auf ‚Mish Mash‘, ihrer zweiten regulären CD, Techno- und HipHop-Elemente in ihre Musik ein. Beide Platten sprechen dabei auch ein Publikum an, das sonst mit Reggae wenig am Hut hat. Für Agent Cod ist das die Strategie, „den Mainstream zu unterwandern“, denn die Londoner sind auch noch auf diverse andere Weisen aktiv: Sie betreiben eine Web-Seite, ein Fanzine und das Dub-Indie-Label Universal Egg. „Wir wollen die Welt verändern, und Zion Train ist unser Flaggschiff.“ Das mag vordergründig abgedrosehen klingen, aber Agent Cod hat kein Problem mit dieser Aussage, ihm ist es ernst mit seiner „Mission“.

Rockers HiFi dagegen verstehen sich als reine Musiker mit Funk- und Rockband-Erfahrungen. Glyn Bush ist bereits 38, sein Partner Dick Whittingham nur zwei Jahre jünger und endlich haben sie sich ihren Wunsch erfüllt und können vom Musikmachen leben. Nach dem Wechsel der Plattenfirma ist man jetzt vollends zufrieden. Einen Deal mit dem Berliner Reggae-Label Downbeat in der Tasche, kommen sie demnächst auf Deutschland-Tournee. Giyn Bush wird dann neben seiner Arbeit am Computer auch zu seinem angestammten Instrument greifen: „Bei aller Elektronik macht es mir immer noch Spaß, den guten alten Baß zu spielen.“