Der Herzensbrecher


Madonna bemüht sich umn ein Date. Julia Roberts läßt liebe Grüße ausrichten. Doch Leinwand-Liebling Hugh Grant beweist auch als Lover britische Beständigkeit.

Wer „Vier Hochzeiten und ein Begräbnis“ im Kino gesehen hat, zwischen acht und 80 Jahren alt, weiblichen Geschlechts und nicht lesbisch ist, wird mit einem verzückten Lächeln antworten, wenn der Name Hugh Grant fällt. Der 33jährige Engländer spielt einen Junggesellen. Keinen Draufgänger, keinen Eigenbrötler, keinen zaghaften Träumer. Nein, Charles ist einfach nur nett. Er trifft seinen engsten Freundeskreis bei – genau! – vier Hochzeiten und einer Beerdigung. Und ihm wird von Mal zu Mal klarer, daß er wohl der einzige ist, der nichts vom Heiraten hält. Dafür trifft es ihn wie ein Blitz aus heiterem Himmel: Andie MacDowell, die schon Bill Murray in „Täglich grüßt das Murmeltier“ schwach machte, taucht bereits bei der ersten Hochzeit auf. Aber außer einem One Night Stand ist für Charlie nichts drin. Doch bildet diese kurze Nacht den Auftakt zu einem langen Nummernkabarett um Vernunft, Verlieben und Vergnügen. Die Story um acht Freunde, fünf Pfarrer (einer davon Mr. Bean), elf Hochzeitskleider und 16 Schwiegereltern wird von Regisseur Mike Newell derart nett erzählt, daß sich fast niemand dem Reiz der Geschichte und dem von Hugh Grant entziehen kann. „Hugh“, so Mike Newell, „war für mich nicht die erste Wahl. Er war für mich die einzige Möglichkeit. Ich wollte nur mit ihm drehen.“ So herrlich unbeholfen, fürchterlich lieb, schüchtern und selbstkritisch kann man sich auch keinen anderen Schauspieler vorstellen. Und genau da fängt die Angst von Hugh Grant an. „Ich soll jetzt in diese Schublade gesteckt werden. Dabei ist Charlie mit Sicherheit nicht mein Traumcharakter oder gar meine Identität. Es gab mich auch schon vor dem Film. 32 lange Jahre – und die meiste Zeit auch noch ohne Drehbuch.“

Kinogänger wissen, woher sie das Gesicht von Grant, der übrigens nicht mit dem berühmten Cary Grant verwandt oder verschwägert ist, kennen: aus „Bitter Moon“von Roman Polanski oder aus „Was vom Tage übrig blieb“mit Anthony Hopkins.

Hugh Grants Name stand also auch in der Vergangenheit schon neben den Großen des Business. Aber erst jetzt hat der beherrschte Brite das Scheinwerferlicht ganz auf sich gezogen. „Gut, ich wollte schon immer in einer Komödie mitspielen. Ich dachte mir, das könnte gut werden. Und das wurde es auch. Aber nicht deswegen, weil ich tatsächlich Charlie bin. Ich habe lediglich diese Rolle gespielt, unterstützt von einem großartigen Regisseur, mit dem ich gerade erneut arbeite.“

Bis August dreht der ehemalige Theaterschauspieler „An Awfully Big Adventure“und darf dabei seine harte Seite herauskehren. Gleich anschließend steht der Dreh zu „Restauration“ auf dem Plan, und somit ist Grants Terminkalender auch für den Herbst schon wieder

gut gefüllt. Dann spielen Sam Neill und Meg Ryan an seiner Seite.

Sein Arbeitspensum beweist einmal mehr, daß der schlagfertige Kaffeetrinker nicht als selige Eintagsfliege in die Filmgeschichte eingehen möchte. „Augenblicklich schlagen die Wellen meiner Popularität derart hoch, daß sogar behauptet wird, ich spiele die Hauptrolle im neuen James Bond-Film. Völliger Blödsinn, kann ich dazu nur sagen.“ Dennoch sieht Grant seine Chancen realistisch:

„Wir Engländer tun uns mit einer Filmkarriere immer etwas schwer“, sagt er und fügt hinzu: „Theater spielen, dramatisch sein, das geht in Ordnung. Und Fernsehen, darin sind wir richtig gut. Ich hoffe nur sehr, daß mir das auch im Filmgeschäft gelingt.“ Bei der Frage, wie anspruchsvoll er jetzt zu werden gedenke, schüttet Grant sich fast aus vor Lachen: „Anspruchsvoll? Ich spiele jede Rolle. Fast jede. Ich nehme ein Angebot an. wenn ich eins bekomme.“

Nach immerhin 15 Filmen eine eher erstaunliche Aussage. Doch Football-Fan Grant, so scheint’s, steht in seiner Londoner Wohnung mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Tatsachen. Ein Realitätsbezug, der Hugh so schnell nicht abhanden kommen dürfte. Nicht mal in der Liebe. Denn auch hier beweist der Brite bemerkenswerte Beständigkeit. Schon seit Jahren ist Grant mit der Schauspielerin Elizabeth Hurley liiert. Doch die Konkurrenz schläft nicht. „Das ist auch so ein Phänomen“ , sinniert der Shooting Star.

„Neulich wollte sich Madonna mit mir treffen, und Julia Roberts hat mir via Telefon die allerliebsten Grüße ausrichten lassen.“ Verständnislos schüttelt Hugh das heiß begehrte Haupt – Hollywood ist ihm unheimlich. Aus gutem Grund. Denn zwischen Grants Anfängen und seinem derzeitigen Status als international gefragter Leinwand-Liebling liegen Lachnummern ebenso wie der Hamlet, Werbespots fürs Radio genauso wie die Rolle eines Mannes mit ambivalentem Verhältnis zum Sex:

„Ich habe keine Schwierigkeiten damit, einen Homosexuellen zu spielen. Aber in einem Film ständig nackt herumlaufen zu müssen….“

Hugh lächelt entschuldigend. „Um ehrlich zu sein, ich finde Nacktheit nicht unbedingt attraktiv. Außerdem denken wir Engländer, ich sag‘ das jetzt mal pauschal, ohnehin nicht zuallererst an Sex.“ Ein Zug, der Hugh Grant in den letzten Wochen und Monaten nur nützlich gewesen sein kann. Denn immerhin lebt Elizabeth Hurley, seine Herzensdame, schon seit einiger Zeit in L.A. – rund 6000 Meilen von Grants Londoner Schlafzimmer entfernt.