Der Hype ist vorbei, doch die Chemical Brothers machen unverdrossen weiter. Surrender heißt das neue Album. Viel fällt dem Duo dazu nicht ein.


Was machen eigentlich Tom Rowlands und Ed Simons? Tom Rowlands und Ed Simons sitzen lethargisch auf der Couch des Hotel Hopper, essen tütenweise Chips und können vor lauter Gähnen kaum noch die Augen aufhalten. Kein Wunder: Einen Interview-Marathon von neun Gesprächen in Folge sind die Londoner Beat-Master so gar nicht gewohnt. Ganz abgesehen davon, daß sie ohnehin nicht gerne über ihre Musik reden. Da sind die Endzwanziger, die seit ihrem ’97er Meisterwerk „Dig Your Own Hole“ zu den Speerspitzen der Electronica-Bewegung zählen, schlichtweg hilflos. Nicht, weil sie nicht wollten, sondern weil sie sich ihren Erfolg sowieso nicht erklären können. Auch wenn Ed das zumindest versucht: „Dance-Musik ist etwas, dem du dich einfach nicht widersetzen kannst. Sie erobert dein Herz und bringt dich zum Tanzen – und das kommt überall an.“ Dabei entspricht der Sound der Bothers eher einer rockistischen Techno-Variante, die auf endlosen lams, gebündelter Atmosphäre und immer neuen Gastsängern beruht. Auf ihrem dritten Album „Surrender“ sind das u.a. Hope Sandoval (Mazzy Star), Jonathan Donahue (Mercury Rev), Bernard Sumner (New Order), Bobby Gillespie (Primal Scream) und einmal mehr Noel Gallagher, der nach „Setting Sun“ nun auch „Let Forever Be“ intoniert Auch wenn sich die beiden Studiotüftler gerne als Kollektiv präsentieren, sind sie doch völlig verschieden. Mehr noch: Tom und Ed, die sich bei einer Vorlesung über mittelalterliche Ceschichte an der Uni Manchester kennen und schätzen lernten, haben fast gar nichts gemeinsam. Lockenkopf Ed ist bemüht, freundlich und absolut offen, Tom mit seinen schulterlangen blonden Haaren wirkt hingegen mürrisch und desinleressiert. Das einzige, was sie verbindet, ist die Musik – und der Fußball. Als leidenschaftliche Manchester United-Fans können sie den Anpfiff des abendlichen Champions-League-Fights denn auch kaum erwarten, blicken ständig auf die Uhr und machen keinen Hehl aus ihrer Vergnügungssucht. „Warum auch?“, sinniert Tom, „Ich bin eben ein echter Partyhengst, Mann“, spricht’s und widmet seine Aufmerksamkeit einem Großbildfernseher. Zum Glück gewinnt Manchester letztlich mit 3:2 über Juventus Turin. So findet selbst der frustrierendste Interview-Tag noch ein versöhnliches Ende.