Existenzialismus für alle


Klee pendeln zwischen hohen Ansprüchen und seichtem Radiopop.

Es mag sich dem Hörer nicht sofort erschließen, aber in den Songs von Klee geht es laut Sten Servaes „viel um die Konsequenz, mit der man zu leben hat, wenn man die Freiheit, die das Leben bietet, auch annimmt“. Das möchte man dem sympatischen Keyboarder(und ehemaligen Philosophiestudenten) gerne glauben, wenn man mit ihm über das neue Klee-Album berge versetzen diskutiert. Doch so leicht es für Servaes ist, auf hohem Niveau über den theoretischen Überbau seiner Musik zu sprechen, so schwer kann es sein, all das im Detail an den neuen Songs auch festzumachen.

Geht es in den ewig wiederholten Zeilen „Wo genau schließt sich der Kreis, wie weit muss ich gehen, bis ich’s weiß?'{in „Wie weit“) wirklich um „die existenziellste Frage, das Sich-Beschäftigen mit dem Dasein“,wie er versichert? Gibt es in dem Song „Wie das Wetter“ („Du bist wie das Wetter, frei und ungebändigt, doch zwischen Hoch und Tief wechselst du ständig“) tatsächlich eine tiefere Ebene, die bei Klee laut Servaes schon seit ihrem Debüt unverwundbar eine wichtige Rolle spielt? „Was da immer drin steckt, ist diese Ambivalenz- da sind ja immer zwei Ebenen drin“, sagt er mit großer Aufrichtigkeit. „Es ist ein Unterschied zwischen Einfachheit, zwischen Klarheit in den Bildern und Banalität. Banalität würde ich jetzt echt von uns weisen wollen.“ Der hohe Anspruch ist bei Klee gepaart mit dem „Bestreben, die durchaus tieferen Gedanken möglichst einfach rüberzubringen“. Wie schwer diese Gratwanderung sein kann, zeigt der neue Song „Weil es Liebe ist“: Die Zeilen „Du bist der Mensch, der mich versteht, du bist mein Ziel und auch mein Weg, weil es Liebe ist, weil du alles für mich bist“, haben bandintern zu heftigen Diskussionen geführt. „Wir haben lange darüber gestritten, ob man das machen kann“, sagt Servaes. „Weil es Liebe ist‘-ob man das nicht tatsächlich poetisch oder intellektuell anders fassen kann. Aber ‚Ich liebe dich‘ kannst du nicht ersetzen. Und nur weil das ein Andy Borg auch singt… wenn ich das jemandem sage, dann hat das vielleicht schon ein anderes Gewicht“

Letztendlich, meint Servaes, habe man sich als Band sowieso dazu entschlossen, einfach schöne Popsongs zu schreiben:

„Die sind gedacht, dass sie im Radio laufen, die sollen viele Leute erreichen. Die sollen tatsächlich das zwölfjährige Mädchen genauso -oder zumindest auch-berühren, genau wie ihren Vater oder Opa. Deshalb ist es wichtig, das runter zu kürzen auf einen kleineren Nenner, verständlichere Formen.“

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