Fünf Erkenntnisse, die wir vom FM4 Geburtstagsfest mitgenommen haben


Ain’t no Party like a Birthday Party: Am vergangenen Wochenende lud der österreichische Radiosender FM4 zu seiner alljährlichen Geburtstagssause in die Ottakringer Brauerei. Der Musikexpress war dabei.

Was für ein schöner Ort!

Brauereien als Veranstaltungsräume kennt man – zum Beispiel aus Berlin, wo es gleich mehrere davon gibt. Doch wo etwa in der Bötzow- oder der Kulturbrauerei die Herstellung des besten Getränks der Welt schon vor Dekaden aufgegeben wurde, ist Ottakringer noch sehr aktiv. Über dem gesamten Gelände des FM4 Festivals liegt der süße Duft von Hopfen und Malz und irgendwie auch die Hoffnung, zwei Mal falsch abzubiegen und sich im Zentrallager unter ein großes Fass Bier klemmen zu können. Das schafft der Schreiber dieser Zeilen leider nicht (Fass gerne nachträglich an die Redaktion schicken), was aber wenig ausmacht: Die Räumlichkeiten, in denen das Festival steigt, sind ein perfekter Ort für ein Indoor-Festival: weitläufig, aber verschachtelt, mal groß, mal klein und stets festlich dekoriert. Am schönsten: der angenehm holzige „Indiekiste“-Floor.

Foto: Franz Reiterer. All rights reserved.

Ach, Schnipo!

Schade, dass der Sound am Anfang nicht ganz stimmte. Die Vocals von Schnipo Schranke verloren sich zunächst irgendwo zwischen all den Luftballons, die sich der jugendliche Teil des Publikums um Hüfte, Schulter oder Leinenbeuteltrageschlaufen gebunden hatte. Nach einigen Songs hatte die Technik das Problem aber in den Griff bekommen und es bleibt festzustellen: Daniela Reis, Fritzi Ernst und Ente Schulz bilden eine der unterhaltsamsten Live-Bands, die es im deutschsprachigen Pop-Zirkus momentan gibt. Das Wiener Publikum ist angenehm textsicher, bei „Pisse“ schauen sich Pärchen verliebt gegenseitig in die Augen. What’s there not to like?

Foto: Franz Reiterer. All rights reserved.

 

Neuer Lieblingsclub: der Yalta Club

Musik, wie gemacht für ein Boomerang-Video bei Instagram. Yalta Club aus Frankreich sind ebenso bewegungsintensiv wie unterhaltsam: Irgendwo zwischen Kakkmaddafakka und Phoenix oszillieren die kleinen Popsongs der Sechs, mal prägt sie die Trompete, mal quietschige Keyboards mit leichten Eighties-Querverweisen, mal der duracelhasige Trademark-Mix aus „echtem“ Schlagzeug und Drumpads. Kollege Winkler schrieb neulich über das neue Album HYBRIS, es sei ernsthafter als das Debüt. Gleich mal nachhören, ob das stimmt.

Foto: Samuel Kreuz. All rights reserved.

DJ Mad fer it

„Was legt der so auf?“, fragt eines der Mädchen auf dem Herrenklo. „Na HipHop wahrscheinlich“, sagt die Freundin. Sie hat Recht. Und irgendwie auch nicht. Der Beginner-DJ ist ein Eklektiker vor dem Herrn, dem Genregrenzen völlig egal sind. In zackigstem Tempo spielt er sich einmal durch die HipHop-Geschichte. Hafti, das Bo, Cypress Hill, Beastie Boys, gestern, heute, morgen, hier ist Platz für alles. Aber vor allem bedient er auch das Verlangen des Publikums nach Hits, Hits, Hits. Für „Tequila“, den 1958er-Rock’n’Roll-Supersmasher der Champs ist ebenso Platz wie für „Wonderwall“ von Oasis. All das wird zu einem dichten, mehrlagigen Teppich verwoben, auf dem es sich wirklich hervorragend läuft.

 

Wien, Du bist ein Plattenladen.

Okay, das ist jetzt übertrieben. Aber Wien hat sehr gute Plattenläden. Und einer davon liegt direkt ums Eck vom Hotel. Bei SingSing Records gibt es unter anderem drei Singles-Kisten voll mit seltenen (okay, und auch nicht so seltenen) Austropop-Singles. Der Schreiber dieser Zeilen erwirbt unter anderem „Boom Boom Bumerang“ von den Schmetterlingen, bei denen seinerzeit Willi „Kurt Ostbahn“ Resetarits musizierte und Wilfrieds 1979er-Post-Disco-Großwerk „Nights In The City“. Wir legen dem Leser ausdrücklich die Beschäftigung mit dieser Musik ans Herz.

 

Franz Reiterer
Franz Reiterer
Samuel Kreuz