Gang of Gang Of Four und proud of it: The Futureheads bleiben nicht nur musikalisch klar zu verstehen


Als die vier Futureheads mit ihrem Debüt die Charts ihrer Heimat stürmten, klang jede neue britische Band ein wenig nach Gang Of Four. Auch die vier Jungs aus Sunderland, Nordengland. Der große Unterschied: Sie gaben das nicht nur zu, sondern auch mit großem Getöse (nicht nur auf der Bühne) bei gleichzeitig hin reißender Bescheidenheit bekannt.

Barry Hyde und Ross Millard, das Songwriterduo der Futureheads, sitzen entspannt und zufrieden in einer Nische des Hotelfoyers und lächeln um die Wette. Ihr zweites Album News And Tributes ist fertig, heute abend geben sie ein Konzert – auf ihrer ersten Tour durch Deutschland. „Ich kann es gar nicht fassen, daß wir, abgesehen von unserem Heimatland, Europa bislang so vernachlässigt haben“, seufzt Ross. „Wir waren in Amerika, in Asien, quasi auf der ganzen Welt unterwegs. Und ausgerechnet unsere Nachbarschaft ist völliges Neuland für uns.“ Kollege Barry nickt vehement und sagt: „Es fühlt sich ganz so an, als würden wir von vorne anfangen. Hier sind wir noch niemand.“

Ursprünglich war die Band kaum mehr als eine Art Beschäftigungstherapie für gelangweilte Kleinstadtjugendliche, die sonst wohl auch nur endlos qualmend und Dosen abschießend an Bushaltestellen herumgelungert hätten. Inzwischen sind diese vier Jungs aber Routiniers auf dem Gebiet der Unterhaltungsmusik, die neben der Musik vor allem eines gelernt haben: Gelassenheit. Obwohl: „Darin waren wir eigentlich schon immer ganz gut“, sagt Ross.

„Wir haben uns noch nie viele Gedanken darüber gemacht, welches Image wir verkörpern. Oder gar wie wir möglichst cool die Behauptung verkaufen könnten, wir hätten unseren Sound selbst erfunden.“ Stattdessen folgt Barrys umfassendes Eingeständnis: „Als wir anfingen, wollten wir unbedingt nach Gang Of Four klingen. Das waren – und sind! – unsere großen Helden. Offenbar nicht nur unsere, aberso manche andere Band behauptete, nie davon gehört zu haben.Albern, oder?“ Ross greift beschwichtigend ein: „Kann doch sein, Barry. Vielleicht kennen manche Leute nur noch die Bands, die Gang-Of-Four-Nachfolgersind. Unsere Generation ist doch schon mindestens der dritte Aufguß. “ Klar, es gebe schon einige Bands, die auch ihn „schrecklich langweilen ‚. Dennoch treten die Futureheads oft genug mit eben diesen Kollegen auf Festivals auf- da muß man nicht schon im Vorfeld für schlechte Stimmung sorgen. „Zurück zur Gang Of Four oder vielmehrzu unseren Einflußgebern insgesamt“, schaltet sich Barry wieder ein, nachdem er sich sortiert hat: „Daß Andy Gill (eben jener Gitarrist von Gang Of Four- Anm. d. Red.) unser Debüt mitproduziert hat, war eine große Ehre. Und auch wenn sich unser Sound mittlerweile ein wenig geändert hat – schließlich wollen wir nicht einfach nur ein Plagiat sein, sondern auch unsere eigene Note weiterentwickeln – wird man immer hören, wer unsere Einflüsse sind, wer uns überhaupt dazu gebracht hat, eine Gitarre in die Hand zu nehmen. Man muß nicht so tun, als hätte man die Musik neu erfunden, um gute Songs zu schreiben. Deshalb heißt unser neues Album auch news and Tributes. Einerseits klingen wir im Vergleich zur ersten Platte neu, andererseits zollt jeder Song, den man schreibt, auch gleichzeitig irgendwem Tribut. Das müssen nicht einmal andere Bands oder Künstler sein. Manchmal ist die treibende Kraft hinter einem Song eine Begebenheit oder ein Mensch, der einem nahesteht. Was wir damit ausdrücken wollen: Kein Song taucht aus dem Nichts auf.“

Ebensowenig wie sie sich selbst zu Erfindern des Rades hochstilisieren wollen, halten sich die Futureheads live für ein Geschenk, dem das Publikum huidigen muß: „Ich mag es auch nicht, wenn die Leute im Publikum der Meinung sind, zu einem guten Rockkonzert gehöre es, sich zu besaufen und irgendwem aufs Maul zu hauen „, sagt Ross und schüttelt den Kopf. Barry macht große Augen: „Neulich mußten wir einen Song abbrechen, weil irgendein bekloppter Stagediver einem Mädchen ins Gesicht getreten hatte. Was für ein Arschloch“. Solche Leute würde ich am liebsten rauswerfen. Aber das ist alles nicht so leicht. Wenn man permanent seine Songs ihretwegen unterbricht, werden die anderen Leute ja auch sauer. Schließlich hat das Publikum für ein Rockkonzert bezahlt und nicht für eine Lehrstunde in gutem Benehmen.“ >» www.thefutureheads.com