Humble Pie – Durchbruch in Amerika


Solange ich zurückdenken kann, bin ich besessen vom Rock ’n‘ Roll. Eigentlich habe ich nie etwas anderes spielen wollen“, sagt Steve Marriott, schnurrbärtiger und auf der Bühne stets dominierender Sänger/Gitarrist der englischen Formation Humble Pie. Diese Gruppe, die aus den vier suchenden Seelen Marriott, Frampton, Ridley und Shirley zustandekam, besteht nun schon wieder ungefähr drei Jahre. Drei Jahre, in denen die vier Musiker im Schatten ihres eigenen Könnens gelebt haben. Kürzlich noch haben wir sie im Vorprogramm von Grand Funk Railroad hören und sehen können; davon abgesehen ist jedoch Amerika das Land, in dem sie am meisten geschätzt werden. Von dem akustischen Programm, das sie früher noch ab und zu präsentierten, sind sie nun definitiv abgekommen. Dafür haben sie Nummern wie „I Don’t Need No Doctor“ von Ray Charles, „Walk On Gilded Splinters“ von Dr. John und „Roüing Stone“ von Muddy Waters in ihr Repertoire aufgenommen. „Wir haben als echte Plattengruppe begonnen, konzentrieren uns jetzt jedoch mehr und mehr auf Live-Auftritte. Der Erfolg, den diese Konzerte immer wieder auslösten, inspirierte uns dazu, unsere „live“ Atmosphäre jetzt auch einmal auf einer Platte vorzustellen“. Das wird dann die 6. LP von Humble Pie. Sie erhält den Titel „Performance Rockin‘ The Fülmore“, ist ein Doppelalbum und entstand im Fillmore East in New York City, das inzwischen ja bekanntlich seine Pforten geschlossen hat.

AUCH IN ENGLAND REAGIERT MAN ENTHUSIASTISCH

Die ursprünglich aus England stammende Gruppe hat aufgrund ihres grossen Erfolges und der damit verbundenen Tourneen in Amerika den Kontakt zu ihrer Heimat etwas verloren. Nach rund einem Jahr Abwesenheit fasste man kui /.entschlossen den Plan, sich auch den eigenen Landsleuten wieder einmal zu präsentieren, und zwar innerhalb eines freien Konzertes im Londoner Hyde Park. Aber es ist nun einmal so: Was die Leute auf der anderen Seite des Atlantiks gutfinden, ist noch lange keine Garantie für Erfolg in Europa. Mit dieser goldenen Regel vor Augen betraten die vier Engländer das Podium im legendären Hyde Park. Steve Marriott sagt hierzu: „Man empfing uns überraschend enthusiastisch und ich kann euch gar nicht sagen, wie sehr wir uns darüber gefreut haben!“ Trotz der Tatsache, dass sie in England akzeptiert wurden, wollen sich die Vier auch weiterhin auf Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, konzentrieren.

Die grösste und bedeutendste Erfahrung für Humble Pie war bisher zweifellos ihr historischer Auftritt im New Yorker „Sha Stadium“, das zu diesem Anlass bis auf den letzten der 55.000 Plätze besetzt war. Pie hatte die Aufgabe, die Atmosphäre im Saal für die lauteste Gruppe der Welt, Grand Funk, anzuheizen. Mit entblösten Oberkörpern spielten sich die Musiker im strömenden Regen die Seele aus dem Leib. Inzwischen hat sich das Bild der Gruppe zum ersten Mal seit ihrer Gründung verändert. Peter Frampton verliess Humble Pie, weil er in einer Solo-Karriere die einzig mögliche völlige Entfaltung seiner musikalischen Talente sieht. Peter wurde durch den amerikanischen Gitarristen Rick Derringer ersetzt, der vorher mit Johnny Winter spielte. Humble Pie wird, mit oder ohne Peter Frampton, weiterhin dem Erfolg nachjagen. Was Deutschland betrifft wird das sicherlich nicht allzu schwierig sein.