IMPORTE


Freunde der Country & Western-Music werden sich desöfteren über die Veröffentlichungspolitik der hiesigen Firmen ärgern: da kommt wenig ‚rüber über’n Atlantik. Aus der Sicht der Marketing-Manager allerdings zu Recht, denn die Schar der C & W-Freunde ist hier relativ gering. Die Lösung also: Import-Dienste.

Und da gibt’s beim EMI ASD ein Plättchen zum Einstieg ins Genre – „Country Life“ (EMI EMTV 16). Vertreten sind hier zwanzig meist bekannte Songs mit dem gewissen Pop-Country-Touch. Die Künstler sind u.a. Crystal Gayle, Dr. Hock, Ann Murray, Merle Haggard, Linda Ronstadt oder Billy Joe Spears. Was Joe South’s „Games People Play“ dabei zu suchen hat, bleibt zwar unerfindlich, dafür aber gibt’s die rare Version von Don Schlitz über „The Gambler“.

Pure C & W-Fans mögen hierbei vielleicht müde lächeln und etwas von Ursprüngen und Echtheit murmeln. Wohlan: Im Frankfurter Bellaphon-Import ist das Ridge Runner Records-Label aus Fort Worth/Texas vertreten. Und da feiert die Urigkeit fröhliche (und schlagzeuglose) Urstände. Mit am bekanntesten dürften Country Gazette sein, von denen hier „What A Way To Make A Living“ (RRR 0008) empfohlen sei. Die LP zeigt exemplarisch, was Bluegrass-Music als Teilgebiet des C & W bedeutet: Banjo, Fiddle und Mandoline sind neben Gitarre und Baß die bestimmenden Instrumente. Bei Country Gazette wirken u.a. mit Byron Berlins, Ex-Seatrain Richard Greene, Roland White und Alan Munde. Von diesen beiden erschienen auch Soloalben, als da sind „Banjo Sandwich“ (RRR 0001) von Alan Munde mit Banjo vorn und hinten sowie Roland White’s „I Wasn’t Born To Rock’n’Roll (RRR 0005), wo nicht nur in Albumtitel und Coverfoto, sondern auch in den Rillen öfters augenzwinkernder Humor auftaucht. Nebenbei bemerkt ist Roland ein Bruder des früheren Byrds-Gitarristen Clarence White.

Zumindest von der Songauswahl her ist „That Down Home Feeling“ (RRR 0006) von Bück White & The Down Home Folks eingängiger, denn hier tauchen nicht nur Traditionais oder Songs deep from the heart of Texas auf — man singt sogar Jose Feliciano’s „Rain“.

Mit beinah pädagogischer Ambition, doch keineswegs trocken, hat früher die Nitty Gritty Dirt Band C & W gespielt und dabei locker Authentizität mit Schlenkern zum Rock und allerlei Humor gepaart. Der Dreier-Set „Will The Circle Be Unbroken“ (UAS 9801) ist im EMI ASD auf Lager und wurde meines Wissens bislang nicht übertroffen — was Qualität, Echtheit, Besetzung und ‚Brücken schlagen‘ anbelangt. Von „Orange Blossom Special“ über „I Saw The Light“, „I Am A Pilgrim“ oder eben „Will The Circle Be Unbroken“ wird ein umfassender Bogen über C & W gespannt, inklusive Diaglogen mit einer ellenlangen Liste neben der Dirt Band: Vassar Clements, Earl Scruggs, Roy Acuff, Mother Maybelline Carter, Doc Watson, Merle Travis und und und…

Wolfgang Bauduin