Kevin Coyne: Kurioses en gros


Riesenerfolg für einen englischen Außenseiter: fast 700 Leute kamen letzten Monat zu seinem Auftritt während der Ausstellung“.Das Bild macht die Musik“ in die Hamburger Markthalle. Der Songschreiber. Poet. Maler. Filmemacher und Theatermann Coyne hat einen Weg gefunden, seine messerscharfen und witzigen Lieder auch ohne Begleitband faszinierend vorzutragen. Mit dem legendären Keyboard-Mann Zoot Money (Big Roll Band. Alexis Korner. Eric Burdon u.v.a.) und unter Einsatz von Tonbändern, einer Pistole. Gesichtsmasken. Zylinder und natürlich seiner Gitarre präsentierte er zwei Stunden lang eine atemberaubende Revue seines Repertoires. Coyne singt von den fetten, reichen Damen am Strand, von Leuten, die erst in der Irrenanstalt irre werden: er beschreibt gesellschaftliche Zustände im Dunstkreis von Jesus-Freaks ebenso wie von Millionären wie wohl kein anderer. Im buntgemischten Publikum – selbst aus Berlin und Frankfurt waren Fans gekommen – konnten (oder wollten?) nur einige Punks nicht richtig zuhören. Ihnen entging. da(S Coyne aus seiner Anerkennung für Johnny Rotten und Sid Vicious keinesfalls einen Hehl macht.

„Having A Party“ beschreibt Kevins Alpträume von nie zu erreichenden goldenen Schallplatten und den Teddybären aus der Branche, die trotzdem ihr Geld machen. Dieses Lied widmete Coyne dem auch am schnellen Starruhm zerbrochenen Sid Vicious.

Coynes Vielseitigkeit, seine Wechsel zwischen aggressiven und einfühlsam-leisen Tönen, seine Verbindung von bitteren Anklagen und einem überzeugenden Optimismus, erreichte ihre Höhepunkte an diesem Abend in dem Liebeslied „Roses In Your Room“ und im „Bourgeois Dance“, einer turbulenten Satire auf die Disco-Welle.

Kevin Coyne – vor vier Jahren hatte er mit seiner Band nur 35 Zuhörer in der „Fabrik“ – wird nach diesem Erfolg wiederkommen: Anfang März findet eine mehrtägige Tournee durch Westdeutschland statt. Wenig später ist er im WDR-Rockpalast zu sehen, und noch vor dem Sommer wird er hier sein Stück „Babble“ (eine Art Rockoper) – mit Ex-City Preacherin Dagmar Krause – auffuhren.