Konzert Meister


Seit fast 50 Jahren holt er internationale Stars auf deutsche Bühnen. Jetzt feiert Fritz Rau seinen 70. Geburtstag. ME/Sounds gratuliert Mr. Concert.

EINE FAUST DONNERT AUF DEN TISCH, die Stimme erhebt sich zum mächtigen Ge-1 brüll, und sein Zeigefinger bohrt sich dem Gegenüber in die Brust. Fritz Rau sagt seine Meinung. Ohne Wenn und Aber. Immer schon. Der 70-)ährige poltert los, wenn ihm was nicht passt. Dabei ist der wohl bedeutendste deutsche Konzert-Impresario eher ein sanftmütiger Geschichtenerzähler, der im breitem badischen Dialekt, mit leiser Stimme und vor dem Bauch verschränkten Händen, Anekdoten aus bald 50 Jahren Showbiz zum besten gibt. Ob laut oder leise – wenn Fritz Rau spricht, hört jeder zu. Der Kerl ist ein Naturereignis. Einer, der sein Herz auf der Zunge trägt. Und er ist das, was man eine ehrliche Haut nennt.

Rau lebt allein in einer kleinen Drei-Zimmer-Wohnung im Herzen von Bad Homburg, eingerichtet mit wenigen ausgesuchten Stilmöbeln Eine alte Truhe, ein kleiner Barock Schreibtisch, filigran gearbeitete Schränke. Kontrastiert wird das klassische Interieur durch bunte Sofas und Sessel sowie zwei Hightech-TV-Sets. Dazwischen wirbelt ein ausgesprochen vitales Mannsbild. Zwar hat Rau die Folgen eines kürzlich erlittenen Schlaganfalls noch nicht restlos überwunden. Aber wo andere seines Alters längst im gepolsterten Ohrensessel versinken, scheint der alte Fritz zu sagen: jetzt erst recht. Hin und her saust er zwischen Küche, Wohnzimmer, Musikzimmer. Kocht Kaffee, kramt nach dem Porzellan-Service und erläutert zwischendurch kurz eines der Wandbilder. Etwa das großformatige Marlene Dietrich-Porträt von Gottfried Heinwein. Mit fein geschwungener Handschrift hat die Diva eine Widmung darauf hinterlassen: „With my best wishes for Fritz“. Der schüttelt noch heute den Kopf: „Keine Ahnung, wieso die das nidit in Deutsch geschrieben hat.“ Er dreht sich um und räumt das „Super Spiele Magazin“, das bei den zahlreichen Enkelbesuchen zum FJnsatz kommt, vom Fisch. Ein in braunes Leder gebundenes Album bleibt dort liegen. „Mein wertvollster Besitz“, wie er stolz verkündet. Er schlägt das Buch auf, darin finden sich Original-Karikaturen. Die mit sparsamen Strich aufs dicke Büttenpapier geworfenen Zeichnungen dokumentieren Szenen einer Europatournee und stammen vom Star der Konzertreise selbst: Joan Baez, lange Jahre enge Freundin von Fritz Rau. „Bis wir uns

verkracht haben“, wie er berichtet. „1984 habe ich sie in die Bob Dylan/Santana-Töur reingedrückt. Und Dylan hat sie ziemlich schlecht behandelt. Sie war sehr verletzt und hat mir das wirklich übel genommen.“ Einen nachdenklichen Moment lang hält er inne, dann verschwindet er Richtung Musikzimmer, wo er stolz die riesige, mit wertvollen alten Vinyl-Singles bestückte Wurlitzer-Musikbox vorfuhrt.

„WE’RE ONLV IN IT FÜR THE MONEV“ – FRHNK ZRPPR sang das vor langer Zeit. Und für viele Macher im Musikbusiness mag das auch heute gelten. Für Fritz Rau ganz sicher nicht. Der 1,86-Mann mit dem weißen Vollbart und der charakteristischen Brille ist einer der letzten Idealisten in einem Geschäft, das vor lauter Marketing-Millionen gar nicht mehr zu wissen scheint, wovon es eigentlich lebt: von der Kunst, der Hingabe, der Emotion und einer Begeisterung, die kein Risiko scheut. Tugenden, die Rau nicht nur selbst verkörpert, die ihn schon in jungen Jahren wie ein Magnet aus der sicheren Existenz des etablierten Volljuristen in die Welt der Gaukler und Musikanten zogen – ein unerhörter Schritt im Wirtschaftswunder-Deutschland. Zumal für einen, der sich, aus bescheidenen Verhältnissen stammend, mit Beharrlichkeit und Fleiß bis zum Abitur durchgekämpft und 1950 gar ein Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes erhalten hatte.

Aber der Reihe nach: Am 9. März 1930 wird Fritz im Krankenhaus zu Pforzheim als einziges Kind von Maria und August Rau geboren. Der Vater ist Schmied und Bürgermeister in Ittersbach, einem Dorf zwischen Karlsruhe und Baden-Baden. Mit acht Jahren muss der kleine Fritz erleben, wie seine Mutter ihrer langjährigen Krebserkrankung erliegt. Auf dem Totenbett nimmt sie dem Jungen das Versprechen ab zu studieren. Zwei Jahre später stirbt auch der Vater. Fritz landet in Berlin, wo ihn sein längst erwachsener Halbbruder Walter Rau in seine Familie aufnimmt. 1943 werden die Raus ausgebombt, flüchten zurück ins Badische, nach Langensteinbach. Dort erlebt Fritz das Ende des Krieges und den Zusammenbruch des Faschismus. Es schaudert ihn noch heute: „Ich war ein Hitlerjunge, hab‘ den ganzen Scheiß mit leuchtenden Augen mitgemacht, war sauer und enttäuscht, dass ich nicht mehr eingezogen wurde und den Heldentod sterben durfte. Und dann diese Erkenntnis: Verdammt, du warst ja dressed to kill, auf Hass programmiert. All dieser Rassenquatsch, Kampf als Lebensgesetz. Swing und Jazz haben mich an Körper, Geist und Seele entnazifiziert.“

Im Frühjahr 1950 macht Fritz sein Abitur. Linder hält sich an sein Versprechen, geht nach Heidelberg, gründet in der Heidelberger Krämergasse einen Jazz-Club, das „Cave 54“. Ein lahr später feiert auch der Konzertveranstalter Rau Premiere: „Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, Albert Mangelsdorff in die Stadthalle zu holen. Also trampte ich nach Frankfurt, wo ich seine Mutter ausfindig gemacht habe. Sie sagte mir, dass Albert gerade im Praunheimer Wäldchen mit dem Hund spazieren geht.“ Fritz findet den Posaunisten und kriegt vor lauter Aufregung fast kein Wort heraus. „Ich hab‘ ihn ja grenzenlos bewundert. Aber dann hab‘ ich gestottert, ob er sich so ein Konzert vorstellen könnte.“ Mangelsdorff kann. Wieder zu Hause, sucht Fritz händeringend einen Geldgeber, der das große Wagnis finanziell absichern soll. „Ein Kinobesitzer stellte mir tatsächlich 5000 Mark zur Verfügung. Und dann hab‘ ich gewirbelt wie ein Verrückter. Am Ende waren wir sogar ausverkauft.“

An diesem Abend, es ist der 2. Dezember 1955, trifft Fritz auch jenen Mann, der für seine weitere Karriere von entscheidender Bedeutung werden soll: Horst Lippmann. Der ist zwei Jahre älter als Fritz, stammt aus begütertem Hause und hatte schon 1942 den illegalen Hot Club Frankfurt gegründet – wofür ihn die Nazis ins KZ steckten. Nach seiner Befreiung, beginnt ein (ura-Studium. Dabei ist er längst schon unheilbar vom Musikvirus befallen. „Meine erste musikalische Offenbarung war Glenn Miller, vor allem ‚In The Mood‘, das mich schwer beeindruckt hat. So etwas hatte ich bis dahin nicht gehört. Das swingte, und wir kannten ja bis 1945 nur den Marschrhythmus.“ Nicht nur die Musik begeistert ihn, auch die zutiefst menschliche Idee, die hinter großen Werken wie „Black, Brown & Beige“ von Duke Ellington steht – Verbrüderung der Rassen, das genaue Gegenteil des nazistischen Rassenwahns. Fritz wird zum glühenden Anhänger des Existenzialismus und seiner Protagonisten Sartre, Camus, Kirkegaard und Jaspers. Überdies entdeckt er die musikalischen Wappentiere der Bewegung – Giganten wie Charlie Parker, Miles Davis, John Coltrane.

1954 dann der erste Schritt ins Musikgeschäft: Mit Kommilitonen leiht er sich 5.000 Mark und so ist überliefert, fragte der Jazz-Enthusiast einen US-Seargant zuerst: „Wie geht es Benny Goodman?“ Kaum wieder in Freiheit, begann Lippmann, US-Jazz-Stars nach Deutschland zu holen. Der überraschende Konzerterfolg des rührigen Rau imponiert dem weltläufigen Macher, und wenige Monate später fragt er Fritz, ob er beim „Jazz At The Philharmonie -Wanderzirkus durch Deutschland den Tourneeleiter machen will. Fritz ist im Himmel: „Ich konnte es nicht fassen – auf Tour mit Oscar Peterson, Dizzy Gillespie und Ella Fitzgerald. Natürlich hab‘ ich zugesagt.“ Bald schon arbeitet Fritz regelmäßig für Lippmann, zudem vermittelt er als „Konzertreferent Inland“ der Deutschen Jazz Föderation einheimische Jazzmusiker. Sein Studium hat Fritz vorerst an den Nagel gehängt.

Auch privat entwickeln sich die Dinge: Er lernt Hildegard kennen, die er 1957 heiratet. 1958 wird Andreas geboren, Oscar Peterson ist Taufpate. 1960 folgt Saskia. Auf Druck seiner Frau nimmt Fritz das Studium wieder auf, macht sein Examen. Mit mickrigen 285 Mark Unterhaltszuschuss tritt er seine Referendarzeit an. Zwischendurch arbeitet er weiter für Lippmann, die Gerichtsakten studiert er unterwegs. 1963, kurz nach bestandener Assessoren-Prüfung, entscheidet er sich jedoch endgültig für die Musik – Lippmann holt Rau in seine Firma. Jetzt sind der ehemalige Hitlerjunge und der subversive „Swing-Heini“ gleichberechtigte Partner.

RUCH RNDERSUJO WERDEN ZU dieser Zeit entscheidende Weichen gestellt. Etwa in London, wo Blues-begeisterte Jünglinge Bands gründen und in düsteren Spelunken erste Bühnenerfahrungen sammeln. Ohne selbst recht zu wissen, welche Lawine sie da lostreten, haben Lippmann + Rau, die neben etablierten Jazzem auch Showstars wie Marlene Dietrich auf Tournee schicken, entscheidenden Einfluss auf die junge britische Blues-Szene. Denn ihr American Folk Blues Festival bringt seit 1962 jährlich die wichtigsten amerikanischen Blues-Originale nach Europa. Rau erzählt, wie es zu diesem in seiner Bedeutung für die europäische Rockmusik kaum zu überschätzenden Fesitival kam: „John Lewis vom Modern Jazz Quartett versorgte uns in den fünfziger Jahren mit Bluesplatten. So etwas gab’s ja hier nicht. Bald schon fingen wir Feuer, leinten die Musik der amerikanischen Schwarzen besser kennen.“ Der Jazz-Saxopho- ¿

nist Cannonball Adderley gibt ihnen die Adresse von Willie Dixon, dem Guru des damals in Europa völlig unbekannten Chicagoer Plattenlabels Chess. Lippmann reist in die „Windy City“, veranstaltet in Dixons Garage erste Auditions mit lokalen Musikern. Er sucht Künstler, die er in der Alten Welt vorstellen will. Rau: „Die handgeschriebenen Verträge für diese erste Tournee hat Horst in der Küche von Willie Dixon unterzeichnet.“ Im Herbst ’62 reist das erste American Folk Blues Festival durch Europa (u.a. mit Memphis Slim, Willie Dixon und Helen Humes). Unter den begeisterten Zuhörern ist in Kopenhagen auch der junge Bob Dylan. 15 lahre später wird er Rau fragen, warum der große John Lee Hooker das Festival-Programm eröffnen mußte. Rau schmunzelt: „Ich habe ihm erklärt, dass wir damals mit dem Prototyp des Bluesmusikers, dem schwarzen Storyteller, eröffnen wollten. Genau diesen Typen repräsentierte Hooker. Bob war mit der Antwort zufrieden.“

So kommen L + R über den Jazz zum Blues. Und von da zum Rock. Rau: „Eines Tages rief Sonnyboy Williamson aus London an und verkündete, dass er ein paar junge Burschen aufgegabelt habe, die wirklich wissen, wie man den Blues spielt. Also sind wir dorthin. Und wir sahen einen 17jährigen lungen, der klang wie Muddy Waters. Lippmann war hin und weg, bestellte Equipment und nahm das Ganze am nächsten Abend im Crawdaddy Club auf: Sonnyboy Williamson & The Yardbirds mit Eric Clapton an der Gitarre.“ Seitdem, 1963, ist Rau mit Clapton befreundet. Wenig später explodiert die Londoner Bluesszene, und ihre Aushängeschilder Rolling Stones, Them, Yardbirds, Pretty Things werden zu Stars.

Dabei sind die wilden Gestalten den seriösen Deutschen zunächst suspekt. Rau: „Als mir Harald Pendleton, der Chef des Marquee Club, die Animals mit Eric Burdon vorstellte einer kleiner als der andere – sagte ich nur: No, thanks, I prefer human beings.“ Tatsächlich findet Rau die Animals allerdings tierisch, Burdon und er begründen an diesem Abend eine lange Zusammenarbeit. Noch heute, fast vierzig Jahre später, sieht man Fritz Rau die geradezu kindliche Begeisterung, an, mit der er die Musik unter die Leute brachte. Lauthals posaunt er durch die Wohnung: „Wir waren ja froh, wenn hier mal tausend Leute kamen, in England, Holland und Skandinavien war das anders viermal hintereinander haben wir 1963 mit dem Folk Blues Festival die Royal Albert Hall ausverkauft! Kein Wunder, dass diese Länder später in Sachen Blues viel weiter waren als die Deutschen, die diese Musik im Grunde erst durch die zweite Generation der englischen Bands kennengelernt haben.“

L + R schlittern eher unbeabsichtigt ins Rockgeschäft – das damals eigentlich noch gar keins ist. Mitte der 60er ist der sogenannte Beat noch längst nicht etabliert, und die Frankfurter Konzertveranstalter stehen für authentische Jazz-, Gospel- und Flamenco-Musik. Ein Image, das die Firmenchefs liebevoll pflegen. Rau lacht: „Da gab es mal eine Kleinanzeige in der Frankfurter Rundschau, die wir als Ritterschlag empfanden: ‚Studentin, 23 Jahre, I.ippmann + Rau-Typ, sucht Freund‘.“ Aber bald dominiert die neue Musik auch hierzulande. L + R holen Frank Zappas Mothers Of Invention, The Doors, lanis Joplin, limi Hendrix, Jethro Tüll und The Who.

Und 1970 angeln sie ihren dicksten Fisch: die Rolling Stones. Beim ersten Konzert erzählt Mick Jagger dem verdutzten Rau eine Anekdote: 1962, als das American Folk Blues Festival in Manchester die einzige England-Station machte, gehörte Jagger zu den Blues-lüngern, die es bis in die Garderoben der schwarzen Musiker geschafft hatten und dort fleißig mit ihnen becherten. Als Tourneeleiter Rau die Bengels entdeckte, warf er sie achtkantig raus – unter ihnen der spätere Rolling Stone. Zwanzig Jahre lang veranstalten L + R die Stones – erst zur „Voodoo Lounge“-Tour 1995 endet die Partnerschaft. Tut es Rau heute noch weh, die Stones verloren zu haben? Er schüttelt entschieden den Kopf: „Nein, denn ich habe sie ja nicht verloren. In all den Jahren ist eine Freundschaft entstanden. Sie rufen mich noch heute zu jedem Geburtstag an. Lind Business ist business, das ist etwas anderes.“

In den 70er Jahren wachsen Lippmann + Rau mit der Rockmusik zum Millionenuntemehmen: 1976 erstes Stadion Open Air in Deutschland (Rolling Stones in Stuttgart), 1977 erstes großes Festival auf dem Nürnberger Zeppelinfeld, dem ehemaligen Schauplatz der NSDAP-Parteitage. Ein Jahr später präsentiert Rau dort Bob Dylan. Und Bobfather gibt an diesem denkwürdigen Abend eines der wohl besten Konzerte seiner Karriere. Danach ist sogar der Meister selbst überrascht von der magischen Atmosphäre und dem frenetischen Applaus. Er fragt seinen Veranstalter: „Fritz, what happened?“ Und der hat eine Erklärung, die auch Dylan einleuchtet: „Du hast gegenüber von Hitlers alter Bühne gespielt. 80.000 Deutsche haben Hitler den Rücken gekehrt, um Dir zuzuhören.“ Dylan: „So könnte es gewesen sein.“

DIE MRGISCHEN MOMENTE SIND ES, DIE Rau noch immer sucht. Sie lassen ihn auch private Tiefschläge aushalten: 1983 Hildegards Tod, Herzinfarkt 1994, die Scheidung von der zweiten Ehefrau Gisela 1997, der Tod des engen Freundes Horst Lippmann im selben Jahr. Beruflich indes erreicht Rau in den neunziger Jahren einen neuen Gipfel: Zusammen mit Peter Maffay bringt er die Musicalfassung von „Tabaluga & Li 111“ auf die Bühne – nach eigener Einschätzung sein größter beruflicher Erfolg. „Normalerweise präsentiere ich dem Publikum ein fertiges Produkt. Tabaluga und Lilli‘ hingegen haben Maffay und ich zwei Jahre lang selbst erdacht und entwickelt.

Unter schwierigsten Geburtswehen, im Herbst ’93 wollte ich aufgeben und ihm sagen: Vergiß diese unbezahlbare Produktion, es ist ein Traum. Ich hab’s aber nicht übers Herz gebracht, statt dessen hab‘ ich gesagt: Wir haben Probleme, aber wir schaffen das. Nur müssen wir uns den Arsch aufreißen. Im März ’94, nach der Premiere, gestand mir Peter, dass er damals insgeheim gehofft hatte, dass ich aufgebe. Er hatte die Hosen genauso voll wie ich, aber wir wollten beide den kleinen Drachen nicht sterben lassen.“ Geschäftlich hat Fritz Rau seine Schäfchen heute im Trockenen, er könnte sich zur Ruhe setzen. Rau als Rentner? Kaum vorstellbar. Und doch – ein wenig traurig schaut er aus dem Wohnzimmerfenster aufs Kurhaus und verkündet leise: „Im Mai schließe ich mein Bad Homburger Konzertbüro. Dann werde ich mich nur noch um Tourneen alter Freunde wie Peter Maffay oder Udo Jürgens kümmern.“ Hat er Angst vor der Zeit als Ruheständler? Fast kleinlaut kommt die Antwort: „a, irgendwie schon.“ Aber sofort leuchten seine blauen Augen auf, als er erzählt, dass er keines der anstehenden Santana-Konzerte verpassen will („seit 30 lahren bin ich sein großer Fan und sein Veranstalter“) und dass er demnächst wieder als Schirmherr beim f6-Nachwuchswettbewerb dabei sein wird. Der König der deutschen Konzertveranstalter hat nun mal Hummeln im Hintern – mancher Konzertbesucher wird den quirligen Ruheständler noch geschäftig zwischen Boxentürmen und Mischpulten herumwuseln sehen. Und so manchen anmaßenden Ordner wird der alte Fritz noch zusammenfalten.