Kurz & live


Thurston Moore in der Volksbühne, Berlin

In den Pausen diskutieren die Sitznachbarn, ob in der Setlist Hinweise auf die unlängst bekannt gegebene Trennung von Ehefrau Kim Gordon und der Zukunft ihrer Band Sonic Youth stecken. SY-Stücke jedenfalls spielt Thurston Moore keine und sein Auftritt erweist sich als runde, weniger melancholische Angelegenheit, als es sein zartes aktuelles Solowerk hatte vermuten lassen. Wohlklang bestimmt den Abend. Und das Publikum feiert Moore, der mit 53 in seinem engen Anzug aussieht wie der ewige Gymnasiast, sicher auch dafür, dass er in Würde und Eleganz (nicht) altert. Stephanie Grimm

St. Vincent im Indra, Hamburg

Mit wirren Locken und Sphinx-Augen steht Annie Clark vor ihrer nebelumwehten Band. Grelle Lichteffekte begleiten den gitarrenlastigen Art-Rock, der immer wieder von elektronischen Dissonanzen unterbrochen wird. Im Publikum nicken die ersten Köpfe bestätigend zu den schwerfälligen Loops. Beim Cover des The-Pop-Group-Songs „She Is Beyond Good and Evil“ schwingt die Amerikanerin sogar die Punkkeule. Dazu erzählt sie heiter-makabere Tour-Anekdoten, wie die, als sie an Halloween mit ihrer Band über einen Friedhof streifte. Vermutlich hat sie die Fähigkeit, ein derart gespenstisch gutes Konzert zu spielen, von dort mitgebracht. Verena Reygers

Die Sterne im Festsaal Kreuzberg, Berlin

Was ist hier los?“: Frank Spilker wird das Stück nicht singen, der Titel wird ihm aber mehrmals durch den Kopf gegangen sein. Pogo ab dem zweiten Song, „Big in Berlin“. Dann der erste Crowdsurfer. Texte, auch von Albumsongs, werden eher mitgeschrien als -gesungen. Etliche Male hat man die Hamburger live gesehen, aber noch nie mit solchen Reaktionen. Der Bass geht kaputt egal, das Publikum frisst der Band längst aus der Hand und überbrückt die Pause mit unzähligen Wiederholungen des letzten Refrains. Ekstase, als Spilker in die Menge geht, um mit ihr zu tanzen. Bühneninvasion der Fans zur Zugabe. Die Sterne sind zum Greifen nah. Stephan Rehm