Live


Das Entscheidende für uns ist, nicht abzuheben, sondern Realisten zu bleiben“, meint Ed Kowalczyk. Seine Arbeitgeber Live gehören zu den Bands, die man sich einfach nur schwerlich dabei vorstellen kann, wie sie sturzbetrunken Nobelhotels verwüsten und sich mit Groupies verlustieren. Obwohl die Vier aus York, Pennsylvania, gerade erst mal dem Teenager-Alter entwachsen sind, assoziiert man mit ihnen bereits vornehmlich Begriffe wie Reife und Seriosität. „Wir verstehen uns in erster Linie als Musiker“, halten sich die introvertierten lungmänner bedeckt, die in ihrer Angst, als Teenie-Pin Ups vermarktet zu werden, beim ersten Video-Dreh nur mit Mühe dazu überredet werden konnten, telegen die Oberkörper zu entblößen. „Auf Tour spielen wir in unserer Freizeit Gameboy, wir sind keine Partylöwen…Genaugenommen sind wir stinklangweilig“, malt Kowalczyk ein Image, das eingeschlafene Füße im Konzertsaal befürchten läßt. Würden da nicht allerorten entrückte Kritiker die Live-Qualitäten des Quartetts mit dem programmatischen Bandnamen über den grünen Klee loben. Auf der Bühne werden die seit einem knappen Jahrzehnt zusammenspielenden vier Freunde der Propaganda nämlich mehr als gerecht. Mit warmer Stimme und gedämpftem Pathos intoniert Ed Kowalzcyk, der oft mit Pearl )ams Eddie Vedder in einem Atemzug genannt wird, Teenangst-Dramen wie ‚Selling The Drama‘ oder ‚I Alone‘. Oft dauert es keine zwei Minuten, und ein etwas betulich begonnener Song steigert sich über messerscharfe Gitarren in ein wahres Inferno. Die schiere Lust am Lärm ist es, die sich immer wieder ihre Bahn bricht und Live bei aller Reife eine eher ungestüme Note jugendlicher Stürmer und Dränger verleiht. Genau diese Mischung macht sie denn auch zu einer der profiliertesten Live-Bands jüngeren Datums.