Melissa Auf Der Maur: Köln, Music Hall


Im Alter von "um die dreiftig" hat Frau Auf Der Maur ihr erstes Soloalbum am Start. Auf der Bühne alleine laufen kann sie deshalb noch lange nicht.

Gern erinnert sich der Autor dieser Zeilen an den Dezember 1999. Da weilte er in Chicago und durfte erfahren, wie es ist, die Smashing Pumpkins zu interviewen. Conclusio: Billy Corgan sieht zwar ähnlich aus wie Meister Propper, ist nur nicht ganz so nett. Im Wesentlichen redete nur er selbst. James lha durfte ab und an etwas nuscheln. Jimmy Chamberlain fiel nur durch Rülpsen auf, und Melissa Auf Der Maur sagte keinen Pieps. Ihre einzige Mission: Sitz da und sieh gut aus. Knapp viereinhalb Jahre später ist das Problem mit dem Sprechverbot gelöst. Nach Tinker und Engagements bei Hole und den Smashing Pumpkins hat Melissa Auf Der Maur ihre zweite eigene Band und das erste Soloalbum am Start, und sagen darf sie was und so viel sie will. Allein: Besser ist dadurch nichts geworden. Dem ohnehin schon kurzen Set als Support für A Perfect Circle wird jegliche Dynamik und Spannung geraubt. Von Melissa Auf Der Maur selbst, die trotz langjähriger Berufserfahrung so ziemlich alles falsch macht, was man falsch machen kann. Als schlechte Promoterin in eigener Sache schwadroniert sie ellenlang über ihr Interesse an Ahnenforschung. Lässt uns wissen, wie lange es die Familie Auf Der Maur in der Schweiz schon gibt. Und, na klar, hey, ist das toll in Köln zu sein! Butterfahrt mit Auf Der Maur, den Schnaps gibt’s an diversen Theken. Es wurden zwischendurch dann doch auch ein paar Songs geboten. Die sind tief im Alternative Rock der 90er Jahre zu Hause, heißen „Followed The Waves“ und „Real. A Lie“ und sind irgendwie gut gemeint, aber nicht so gut gelungen. Ein Hämmerchen auch, dass Auf Der Maur als eine der bestbezahlten Aushilfsbassistinnen der Welt ihr angestammtes Instrument im Kontext der eigenen Band meistens nicht selbst bedient. So fällt ihr dünnes Stimmchen dann doch mehrals nötig auf. „I need -I want -I will“, steht im Booklet ihrer CD. Das mag alles sein, und möglicherweise haut das in der Theorie hin. Die Praxis aber, das hat dieser Versuch eines Konzerts deutlich gemacht, ist eine andere Geschichte. Also bitte, Melissa: Schütte! nicht nur dein Haar für uns. Spiel Bass. Schreib bessere Songs. Und falls das alles nicht geht: zurück ins Angestelltenverhältnis. Es müssen ja nicht alle in der ersten Reihe stehen.