Mr. Bad & Co – „Eigentlich sind wir ganz harmlos“


Bad Company, das heißt soviel wie „üble Gesellschaft“ – und dieser Name verpflichtet. Bad Company – die Band, die Deep Purple das Fürchten lehrt…“ schrieb ME im März-Heft. Doch Paul Rodgers, Simon Kirke, Mick Ralphs und Boz Burell scheinen bei ihrem Deutschland-Besuch auch Veranstaltern, Tourneebegleitern und Hotelmanagern das Fürchten beigebracht zu haben. Nach dem umjubelten, teils aber auch hart kritisierten Auftritten sind die verschiedensten Gerüchte im Umlauf: Paul Rodgers & Co seien nicht nur besessene Musiker – Bad Company sei eine rauhe Bande von Rauf- und Trunkenbolden, also wirklich alles andere als eine feine Gesellschaft. So und ähnlich überschlugen sich die Stories. Ist die vielversprechendste Formation von 1975 ein undisziplinierter Haufen böser Buben? Eine Supergruppe von Emporkömmlingen? Machen sich die Vier keine Gedanken über ihre musikalische Zukunft und setzen vor allem auf Lautstärke? ME wollte es genau wissen und fand einiges heraus.

So böse sind sie also:

ME war zu einem Interview und Foto-Termin mit Bad Company im Hamburger Luxushotel „Loews Plaza“ verabredet. Doch alles sah so aus, als würden wir Paul Rodgers und seine Kompagnons an diesem Tage nicht zu Gesicht bekommen. Der BEA-Flieger aus London hatte Verspätung, und als die Gruppe endlich in Hamburg eintraf, schlossen sich die Vier gleich in ihre Hotelzimmer ein. Meinte „Island“-Label-Chef Tom Hayes: „Die haben beim Warten im VIP-Raum im Londoner Flughafen schon einiges gebechert. Keine Ahnung, ob sich heute überhaupt noch ‚was mit denen machen läßt.‘ Ein anderer Gruppenbegleiter achselzuckend: „Wenn die schlechter Laune sind, ist sowieso alles zu spät!“

Warnung an den Fotografen>/h3-

Unser Fotograf wurde gewarnt: „Du darfst die Jungs bloß nicht reizen, sonst schlagen sie Dir glatt die Kamera aus der Hand!“ Schöne Aussichten! Bad Company ließ weiter auf sich warten, und das beflügelte unsere Fantasie: Schon sahen wir uns von fäusteschwingenden Rowdies durch die Hotelgänge gejagt und von einer mit Flaschen bewaffneten Bad Company eingekreist und angepöbelt. Doch alles kam ganz anders. Paul, Simon Boz und Mick kamen mit Drinks in den Händen, sagten „Hello“ oder „Prost“ und stellten sich – zwar etwas schwankend (aber sehr bereitwillig) – für unseren Fotografen in Pose. Daß einer dabei in der Hotelhalle einen Tisch umrannte, war wohl mehr ein Zufall.

Paul: „Manchmal hauen wir schwer auf den Putz!“

Auf die Gerüchte über ihr teilweise wüstes Gehabe angesprochen, spielt Paul das Unschuldslamm: „Spitzbuben sind wir alle, und wir schlagen schon einmal über die Stränge. Aber ansonsten sind wir eigentlich ganz harmlos.“

Was Paul unter „harmlos“ versteht, weiß man spätestens, wenn Simon die Geschichte von der Prügelei in Frankfurt erzählt: „Es war an jenem Abend, an dem das Rock-Express-Festival in der Frankfurter Messehalle wegen Meinungsverschiedenheiten zwischen Uriah Heep und den Veranstaltern abgesagt wurde. Auch wir hätten auftreten sollen – aber so hatten wir plötzlich einen freien Abend. Also wollten wir zusammen mit einigen Leuten von Uriah Heep eine Discotheken-Runde machen. Doch schon am Eingang vom „Why Not“ gab es Ärger – die wollten uns nicht reinlassen. Man stelle sich vor: Wir hatten uns auf der Bühne nicht austoben können, und nun standen wir ziemlich energiegeladen und angesoffen einem Typen gegenüber, der uns nicht in diesen Schuppen reinlassen wollte.

Paul kochte vor Wut und schlug zu . . .“

Prügelei vor der Discothek

Simon: „Paul hatte sich nicht mehr unter Kontrolle. Ich glaube nicht, daß er wußte, was er da angerichtet hatte. Jedenfalls sahen wir uns sofort von einem halben Dutzend baumlanger Rausschmeißer umringt. An das, was dann folgte, wage ich kaum noch zu denken!“ Doch bei den Vergeltungsschlägen der „Why Not“-Leute wurde der untersetzte Paul beinahe gänzlich übersehen. In dem allgemeinen Durcheinander kamen hauptsächlich die Kollegen aus dem Heep-Lager zu Schaden: Sänger David Byron war anschließend von oben bis unten verbeult, und Drummer Lee Kerslake konnte tagelang kaum noch die Schlagzeugstöcke in den Händen halten. „Mr. Bad“ & Co. waren noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen. Grund genug für Paul Rodgers, sich fortan in seinem Verhalten etwas zu mäßigen.

Hausverbot im Münchener Hilton

Doch auch bei der jüngsten Deutschland-Tournee kam es wieder zu allerlei unliebsamen Zwischenfällen: Einige Auftritte der meist schwer angeheiterten Gesellschaft entsprachen nicht unbedingt den musikalischen Erwartungen ihrer Verehrer, und nach einer Übernachtung im Münchner Hilton möchte man dort auf den (in seinem Umfang recht einträglichen) Besuch von Rock-Gruppen ab sofort lieber ganz verzichten …

Gehört schlechtes Benehmen zum Image von Bad Company?

Wie weit identifizieren sich Paul, Simon, Mick und Boz persönlich mit ihrem Gruppennamen? Paul: „Wir haben nie beabsichtigt, uns mit dem Namen einen schlechten Ruf einzuhandeln.“ „Diese Bad Company“, Paul knurrt es langgedehnt und bösartig, „baaaaad ist als Slangausdruck zu verstehen und hat für uns nur musikalische Bedeutung. „Bad“, damit meinen wir „Funky“ – schroffe und einfache Musik.“

Wenn das Feeling einmal nicht so stimmt

Viele Rockfreunde setzen auf die Zukunft von Bad Company. Doch bei den Konzerten in Deutschland gab es in den Zuschauerreihen auch oft unterschiedliche Meinungen: Viele waren hellauf begeistert, aber einige beklagten sich über „ungehobeltes“ Zusammenspiel und immense Lautstärke. Will Bad Company die Fans verschaukeln? Ist das der Dank? Paul: „Unsere Musik ist sehr stimmungsbetont. Und wenn das Feeling bei uns einmal nicht so stimmt, dann kann es schon einmal daneben gehen …“ „Aber“, meint Paul, „wir spielen immer erregend . ..“ „. . . und laut!“ grinst Simon.

„Solange wir Musik machen, werden wir immer unser Bestes geben“, verspricht Paul. „Auch wenn wir einmal nicht so gut in Stimmung sind – wir spielen immer, so gut wir können. Und wir werden nie musikalisch stehenbleiben.“ „Unser neues Album „Straight Shooter“ ist der beste Beweis für unseren guten Willen und unsere musikalische Weiterentwicklung!“