Musikexpress präsentiert: Jan Delay & Disko No. 1


Für HipHop fühlt er sich zu alt, dem Funk will er hingegen erstmal treu bleiben: Nach einem Siegeszug durch die Festivalsaison bringt Jan Delay seinen musikgewordenen Rummelplatz im Dezember noch einmal auf die Hallenbühnen.

Wohl niemand hat hierzulande die große US-amerikanische Rap-Tradirion des Alter-Ego-Exzesses so verinnerlicht wie Jan Philipp Eißfeldt. Als Eißfeldt oder Eizi Eiz führte er Hamburgs Vorzeige-HipHopper (ehemals Absolute) Beginner an die Spitze der deutschen Charts. Unter seinem DJ-Alias Flashdance wärmte er bereits M.I.A.s Publikum auf, im Untergrund operiert er u. a. als Boba Ffett.

Den Bekanntheitsgrad all seiner weiteren Selbstbetitelungen übertrifft er allerdings als Jan Delay. Seit 1999 veröffentlicht er unter diesem (an das in der Bedeutungslosigkeit verschwundene R&B-Starlet Young Deenay erinnernden) Namen. Erste Single und gleichzeitig erster Solohit war das Nena-Cover „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“. Es folgte das allerorts gefeierte, explizit linke Dub- und Reggae-Album Searching For The Jan Soul Rebels, mit dem Jan auch außerhalb seines Stammreviers überzeugte. Nach einem jenseits aller Erwartungen erfolgreichen Comeback der Beginner erschien 2006 mit Mercedes Dance die zweite Platte unter dem Namen Jan Delay. Sie schoss ohne Umwege an die Spitze der Albumcharts und bedeutete erneut einen musikalischen Richtungswechsel: „Reggae ist tot, jetzt ist Funkdran“, skandierte Jan und untermauerte dies mit Hits wie „Klar“ und „Feuer“.

Die Wende vom kleinen hanseatischen Nachwuchsrapper hin zum ungenierten Showman war erreicht: Niemand anderes als Christina Aguilera (bzw. der Veranstalter bzw. das Management) holte Jan mitsamt seinem unheimlich ritten Ensemble Disko No.i ins Vorprogiamm, und seine Shows mutieren unlängst zur Best-Of-Revue aus 30 Jahren Musikgeschichte: Salt-N-Pepas „Push It“ oder Christinas „Ain’t No Other Man“ können einem da genauso passieren wie der raffinierte Bastard aus Das Bos „Türlich, türlich“ und Cameos „Word Up“. (Kein Wunder übrigens, dass Jan diese Band auch so schnell nicht wieder rausrücken möchte: Ein Album machen sie ganz bestimmt noch gemeinsam.)