Musikexpress präsentiert:Oasis


Zum Jahresende starten die Brltpop-Rüpel ihre bislang ausgedehnteste Tour durch Deutschland. Und Liam kommt angeblich auch mit.

Mag ja sein, dass die große Zeit von Oasis schon längst abgelaufen ist. Mag ja sein, dass Noel Gallagher keinen Hit wie „Wonderwall“ mehr schreiben wird. Fest steht aber auch, dass sich die Briten mit ihrem jüngsten Album stabilisiert haben – bei den Verkaufszahlen und, in den Augen so mancher Kritiker, auch künstlerisch. „Heathen Chemistry“ rockt geradeaus, ohne zu viel breitarschige Selbstgefälligkeit, ohne zu viel fernöstliche Fisematenten. Gerade richtig also für die Bühne, wo Album und Band nach Meinung der Gallagher-Brüder auch hingehören: „Wir sind ein Phänomen, und Phänomene lassen sich schwer auf CD pressen“, sagt Noel mit dem ihm eigenen Selbstbewusstsein.

Dabei weiß man bei Oasis nie so genau, was einen im Konzert erwartet. Früher war die Arbeitsteilung noch eindeutig: Noel schrieb die Songs, Liam trug sie vor – stets mit hinter dem Rücken gefalteten Händen am immer viel zu hoch eingestellten Mikro.“.Sieht komisch aus, oder?“, lacht Noel und verrät, bei wem sich sein Bruder diese charakteristische Haltung abgeschaut hat: „BeiMotörhead!

Lemmy macht das seit 25 Jahren ganz genau so, achte mal darauf. Mit dem Unterschied, dass Herr Kilmister eine Gitarre halten kann“, frotzelt der Songwriter. Neuerdings aber versucht sich auch Liam als Komponist, fehlt dafür aber gerne mal auf der Bühne – wie beim letzten Auftritt im deutschen Fernsehen bei Harald Schmidt. „Liam ist ein Chaot“, sagt sein Bruder, „Wenn er dabei ist: gut. Wenn er nicht dabei ist: auch gut. In Deutschland wollte er jedenfalls auftreten…“

Zwar ist Liams patentiertes Leckmich-Charisma fester Bestandteil eines Oasis-Konzertes – aber nicht nur notfalls geht es auch ohne, wie Noel deuttich macht:. Würde Liam aussteigen, dann gäbe es die Band nicht mehr, keine Frage. Live stemmen wir’s aber auch locker ohne ihn, so sieht’s aus . Tatsächlich hat, wie Liam sein Songwriting verbesserte, auch Bruder Noel an seiner Stimme gearbeitet: „Ich traue mir inzwischen mehr zu, das ist wahr. Entscheidend aber ist der Gesamtsound. Es ist einfach ein Ereignis, wenn diese Band ins Rollen kommt!“ Auch die notorische Kürze der Konzerte weiß Noel zu entschuldigen: „Das ist wie mit Platten. Wenn du das Publikum nicht in anderthalb Stunden überzeugen kannst, dann begeisterst du es auch nicht in drei“.

Wirklich schade nur, dass ausgerechnet „Wonderwall“ wohl nie mehr live gespielt werden wird. „Zu persönlich“, sagt Noel. Und lässt da auch nicht mit sich verhandeln.