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Mit den neuen Platten ist es wie mit dem Geschlechtsverkehr — man kann das Kommen lange herauszögern, der Lustgewinn dabei ist groß, aber irgendwann kommt sogar dem Geduldigsten das große Gähnen. Auch Billy Idol hat langsam ausgekitzelt. Mindestens fünf mal verschob er das Erscheinen des längst pressfertigen neuen Albums CHARMED LIFE, jetzt soll es nicht im August sondern erst Mitte September im Laden stehen. „Ich hin mir über die Konditionen mit der Plattenfirma noch nicht ganz einig „

heißt seine neue Ausrede, doch nach wie vor stecken private Gründe dahinter: Billy fährt lieber mit seiner Harley über Land, blödelt auf diversen Parties rum (siehe Foto) und hüpft ab und zu spontan an ein Mikro, zuletzt bei der Geburtstagsfeier von Freundin Perri Lister im Club Puresex. ¿ Wesentlich bemühter, bei seinen Fans im richtigen Bild zu bleiben, ist da schon ChinaFreund Wolfgang Niedecken. Peinlicherweise fiel das Erscheinen der neuen BAP-Single „Shanghai“ in die Woche der Schlacht auf dem Pekinger „Platz des himmlischen Friedens“. Niedecken verbreitete sofort bundesweit ein Sorry-Telex: „Die Entscheidung, Shanghai‘ als Single auszukoppeln hat überhaupt nichts mit den Vorkommnissen in Peking zu tun. Sie stand lange vorher fest.“ Dafür legen BAP der Platte eine Protest-Erklärung der „Gesellschaft für deutsch-chinesische Freundschaft“ bei. ¿ Uralt gewachsene Freundschaften stehen auch hinter dem Who’s Who-Line Up der Dinosaurier-Kombo, mit der Beatle Ringo Starr im Moment durch Amerika tourt: Dr. John, Billy Preston, Joe Walsh, Nils Lofgren, Clarence Clemmons undsoweiter nudeln alles von „Yellow Submarine“ bis Starrs Solo „You’re Sixteen“ durch den Live-Wolf. Lakonische Erklärung von Ringo, warum aus den Fab Four eine Acht-Mann-Band wurde: „Die Bühnen sind halt größer geworden.“

¿ Gut 11 mal 24 Meter groß ist die Bühne, auf der sich Stars einer ganz anderen Sparte tummeln, allerdings mit einem Netz dazwischen. Hochbezahlt und millionenfach umjubelr, tauschen aber immer mehr Tennis-Cracks ihr Racket des Nachts mit der Rock-Gitarre. Jüngste Flucht aus der weißen Welt: Am vierten Wimbledon-Tag schlichen (auf den Spuren von Alt-Rocker John McEnroe) Lars Cunnarsson, Pat Caslt und Mats Wllander gegen Mitternacht heimlich auf die Bühne des Londoner „Hard Rock Cafe“, um dort klampfenderweise einen Dreisatz-Sieg über den Klassiker „Honky Tonk Woman“ zu erringen. Cash und Wilander brillierten mit dem E-Dur-Topspin, Gunnorsson fiel dagegen durch etliche Doppelfehler im Refrain auf. ¿ Stichwort „Aufschlag“: Einen erneuten Schlag ins Gesicht aller deutsch-intellektueller Wesens-Sänger plant „Trio“-Trommler Peter Behrens. „Durch Arbeit ist noch keiner reich geworden“ und „Der Dirigent hat seinen Einsatz verpennt“ sind noch die geistvollsten Songtitel seiner neuen Band „Hamburger Rock Orchester“, für die er im Moment nach einer Plattenfirma sucht. Behrens tarnt sich in der Öffentlichkeit neuerdings mit Sonnenbrille, schließlich kennt er die alte Volksweisheit: „Der Dichter, der Dichter, der kriegt eins auf die Lichter.“

¿ Licht in das triste Produzentleben von Todd Rundgren brachte sein neuer Lebenspartner Froddie (Foto rechts). „Seit er bei mir ist, weiß ich endlich, was mir bei Menschen immer gefehlt hat“, säuselt Rundgren verliebt und widmete gleich sein neues Album dem grünen Lust-Monster.-NEARLY HUMAN.

Verdammt schwer trägt der an seinem Schicksal, der es unbedingt zur Schau stellen muß: Nicht nur, daß Crace Jones gut 10.000 Mark Kaution hinblättern mußte, um aus dem Gefängnis von Kingston/Jamaica freizukommen, in dem sie drei Tage lang wegen Kokainbesitzes eingesperrt war. Der singende Kleiderständer ließ sich obendrein zur Erinnerung an ihren ersten Knastaufenthalt im Leben ein „Kostüm“ aus Gitterstäben schweißen. Mit soviel Heavy Metal hatte sogar Ozzy Osbourne seine Probleme, als er die eiserne Ex-Jungfrau bei der Feier der „International Rock Awards“ in New York auf den Arm nahm. Noch schwerer zu ertragen für Grace und Ozzy: Bei der Verleihung gingen beide leer aus.

¿ Millionen von Europäern geht es da nicht besser. Auch sie schauen in die Röhre, denn eine Kontinent-Tour der Rolling Stones wird es heuer definitiv nicht geben. „Erst müssen wir einmal Amerika durchnudeln“, erklärte Basser Bill Wyman, „nächstes Jahr touren wir dann in den Ländern, in denen wir 1982 auch gespielt haben — Frankreich, England, Spanien und Deutschland“. Das Los teilen sich Fans in West und Ost — noch ist es fraglich, ob Glasnost auch den Stones die Tür öffnen wird. „Bislang ist alles beim alten: Am Anfang sagten die Russen, wir seien zu rebellisch und versaut — und ab 1 975, als wir gut Geld verdienten, waren wir ihnen zu kapitalistisch,“

¿ Noch ein Los: In die Jahre kommende Rock-Stars, egal ob Männlein oder Weiblein, gleichen den Verlust an frischen Ideen mit frischem Fleisch des jeweils anderen Geschlechts aus. Nach Wyman mit Mandy ertappten wir jetzt sogar das gereifte Blondie Debbie Harry dabei, einem blutjungen Fan die 501 über die gestählten Oberschenkel zu streifen. Angeblich nur für ein intimes Autogramm auf den kräftig ausgebeulten Minislip. „Ich verstehe die ganze Aufregung nicht“, wiegelte Debbie danach ab, „hätte ich ihm etwa gleich auf sein Riesen-Ding schreiben sollen?“

¿ Bleiben wir bei Frauenschicksalen. Auf den ersten Blick scheinen Stewie Micks und Film-Schönheit Lisa Bonet ungetrübt strahlendes Mutterglück auf den Lippen zu tragen. Bei Lisa, deren Brust nach fünfmonatigem Stillen von Tochter Zoe jetzt wieder voll und ganz Vater Lenny Kravitz zur Verfügung steht, mag das noch in Ordnung gehen. Bei der ehemaligen Sängerin von Fleetwood Mac Stevie Nicks ist aber nix: Sie trägt ein täuschend echt nachgemachtes Plastik-Baby im Arm. Noch nicht einmal einen Namen hat die fanatische Puppenfetischistin (ihr Haus ist vom Keller bis zum Dachboden mit Babydolls vollgestopft) für ihre Ersatzbefriedigung gefunden; „Ich gebe meinen Puppen erst dann einen Namen, wenn ich ihre wahre Persönlichkeit kennengelernt habe.“

D Das hat der große Blonde mit dem schwarzen Gemüt hinter sich: Noch vor zwei Jahren mit Sprüchen wie „Ich bin ein deutscher Sänger, also bin ich auch für eine deutsche Volkszählung“ in Verbindung gebracht und dann auch noch mit Norbert Hänel, dem ihm sehr ähnlichen Kunstfurzer aus Berlin, verwechselt, hat Helrto endlich zu seiner wahren Persönlichkeit gefunden — er ist der Grandmaster Cash des deutschen Volksdance. Für seine House-Version des eigentlich längst verblichenen alpenländischen Mega-Sellers „Blau, blau, blüht der Enzian“ wirbt er mit Accessoirs, die vor sechs Monaten richtig hip waren: dem Acid-Grinsemann und einer echt coolen Sonnenbrille.