Panik mit/ohne Karl Brutal


Wo können deutsche Gruppen und internationale Newcomer noch im kleinerem Rahmen spielen, wo kann man noch regelmässig solche Gruppen erleben, etwas trinken, vielleicht tanzen und sich den ganzen Abend wohlfühlen?


Da mussten beinahe alle kapitulieren

Das Münchner Pop-Mekka BLOW UP‘, das STOREYVILLE in Frankfurt, der ‚STAR-PALAST‘ in Kiel und selbst der weltberühmte Hamburger ‚STARCLUB‘ —alle mussten im Laufe der Jahre schliessen. Die Kosten wurden immer höher, der Arger mit den Jugendbehörden und Rauschgiftdezernat immer gewaltiger — da mussten alle kapitulieren. Beinahe alle. In Hamburg versucht man die Live-Szene mit ‚ONKEL PO‘ und FABRIK‘ aufrechtzuerhalten, und in Frankfurt geht es weiter im ZOOM‘. Doch was blieb erhalten aus den alten Tagen? Der einzige noch geöffnete Tanzschuppen mit Beat-Tradition ist der ‚PN-CLUB‘ in Münchens buntestem Stadtteil Schwabing.

Ein T-Shirt für Stones-Liebchen Anita

Peter Naumann eröffnete den Beat-Keller am 6.11.1964 und nannte ihn nach den Anfangsbuchstaben seines Namens ‚PN Atlantis‘ und später ‚PN hit house‘. In den folgenden Jahren erlebten jeweils bis zu 1.000 Fans auf der kleinen PN-Bühne Gruppen wie Kinks, Hollies, Manfred Mann, Troggs, Chicken Shack, Renegades, Wayne Fontana & The Mindbenders, Swinging Blue Jeans und später Hardin & York, Nazareth, Argent, Nektar und Amon Düül. Stones-Liebchen Anita Pallenberg bekam bei einem Club-Besuch ein T-Shirt mit PN-Aufschrift zum Geschenk, und fortan machten zunächst Brian Jones und nach dessen Tod Anitas neuer Begleiter Keith Richard im PN-Shirt bei Parties, Presseempfängen und auf Zeitungs-Titelbildern kostenlose Werbung für das Münchner ‚hit house‘. Inzwischen standen die Initialen ‚PN‘ jedoch nicht nur über dem Eingang des Schall-Gewölbes, sondern auch auf Platten-Etiketten. Unter, dem Zeichen von ‚PN‘ erschienen eine LP und drei Singles mit Live-Mitschnitten von Konzerten in dem Schwabinger Beat-Domizil, und Peter Naumann ließ sich laufend neue Überraschungen einfallen: Für Club-Mitglieder organisierte er Riverboat-Shuffles auf dem Starnberger See (worüber auch gleich ein Kurzfilm — Prädikat wertvoll —gedreht wurde), inszenierte im PN-Club Gedichts-Lesungen, Folklore-Abende und klassische Klavierkonzerte.

Plötzlich fand Karl die Bühne zu klein…

Nach insgesamt 1,3 Millionen verkaufter Eintrittskarten feierte der PN-Club Ende November 1974 10jähriges Jubiläum. In der nostalgischen Umgebung des neu dekorierten Clubs (mit Spiegeln, Flitterplamen und Video-Anlage) erlebten 1.000 Münchner eine panische Nacht‘ mit Udo Lindenberg — ein Ball Pompös der Superlative. 1.250 Sektkorken knallten, Udo und seine Begleiter erhielten den goldenen Panik-Gürtel für über 100.000 verkaufter Alben Ball Pompös‘ und bedankten sich mit zwei heissen Shows. Und zwischendurch brach auch in den Reihen der Musiker die Panik aus: Albino-Gitarrist Karl ‚Brutal‘ Allaut fand plötzlich die Bühne zu klein und sagte sich zwischen zwei Auftritten von Udo los. Doch der neue Panik-Gitarrist Helmut Franke (Ex-Rattles) war schon zur Stelle. Inzwischen haben die Panik-Jungs sich ausser Helmut zusätzlich noch den Ex-Frumpy-Gitarristen Thomas Kretschmer dazugeholt.