Pixies – Wave Of Mutilation


Das eindrücklichste Bild, das man seit Zeiten mit einem Pixies-Song verbindet, sind die in sich zusammenstürzenden Hochhaus-Schaltzentralen des corporate Feindes in der hyperbolischen Schlussszene von „Fight Club“, die David Fincher 1999 mit dem am Rande des Wahns taumelnden Ewigkeits-Hit „Where Is My Mind?“ unterlegte. Dass visuelle Umsetzung für die wichtigste Rockband der späten 80er selbst nie ein Schwerpunkt war, zeigt die Sammlung von siebeneinhalb Videoclips auf dieser Rundumversorgungs-DVD, die der Jugend zum Geleit und den Alten zur Gedächtnisauffrischung im Vorfeld der Pixies-Reunion an die Hand gegeben wird. Die weitgehend semispektakulären Clips sind eher von historischem Interesse. Die Pixies, mit leichter Hand eine der unstylishsten Bands, die der Rock je gesehen hat, hatten andere Pfunde zum Wuchern, allen voran die manische Intensität und die gleißenden Songs ihres Chefs Charles Michael Kitridge Thompson IV alias Black Francis. Und die reichten, um Ende der 80er den (Indie)-Rock auf ein neues Gleis zu wuchten und in die 90er loszuschieben: Beeindruckend, wie in dem sehr straighten (Bildungsauftrag geht hier vor künstlerischer Verschwurbelung) Dokufilm „Gouge“, einem der zwei Filetstücke der DVD, veritable Schlüsselfiguren der 90er (Coxon, Yorke, PJ Harvey u.a., indirekt Cobain) und Alt- bis Mittelaltvordere wie Bowie und Bono erzählen, wie ihnen ihre Begegnung mit der Urgewalt aus Boston auf alle Zeit das Hirn umdrehte. Den Großteil der mit raren Videoschnipseln versetzten Geschichtsstunde bestreiten die drei Band-Männer – Black, Gitarrist Joey Santiago und Drummer Dave Lovering -, die in Guido-Knopp-esquen Interviews von früher erzählen. Bedenklich abwesend hier die notorisch instabile Kim Deal. Sie gibt es in früherer Frische, linkischem Charme und Hausfrauenröcken zu sehen in der 20-minütigen, sehr lustigen Wackelvideotagebuch-Collage von der 1980er-Tour sowie dem zweiten Filetstück hier: dem Mitschnitt eines Konzertes in London 1988, der erahnen lässt, mit was für einer Wucht diese Band durch die Landschaft pflügte, Ärsche trat und Hirne blies. Selbst, wenn alles schief läuft diesen Sommer, dürfte es ihnen schwer fallen, dieses Denkmal allzu schwer zu beschädigen.