Pop Art


Die Pop-Kolumne von Dirk Peitz

20. August 2010, iTunes-Charts Platz 15: Daniela Katzenberger, „Nothing’s Gonna Stop Me Now“

Keine Ahnung, wer Daniela Katzenberger ist. Ob sie im Leben so strunzdumm ist wie sie auf den Fotos ihrer Website wirkt. Katzenberger, das teilen einem diese Bilder mit, ist offenbar vor allem darin gut, sich wenig anzuziehen und an den eigenen Busen zu fassen, der im übrigen sehr groß geraten ist. Ihre Haare sind sehr blond gefärbt, und mehr will man dann schon nicht mehr wissen über diese Frau, deren erbärmliche Existenz als Tittenmädchen allem Anschein nach vom Fernsehsender Vox verfilmt und also auch finanziert wird. Ziemlich genau vor zehn Jahren, nach der ersten Staffel „Big Brother“, konnte man aufhören, mit Frauen wie Katzenberger Mitleid zu haben, denn da musste jedem klar geworden sein, wie Medienprominenz funktioniert; wie eklig und hohl es sich anfühlt, wenn Menschen nur für ihre Bekanntheit bekannt sind.

Keine Ahnung, ob Samantha Fox im Leben so strunzdumm ist, wie sie auf den Fotos wirkte, die vor einem Vierteljahrhundert regelmäßig auf den dritten Seiten britischer Boulevardzeitungen abgedruckt wurden. Nein, die Zeiten waren früher nicht besser, es gab bloß in der Unterhaltungsindustrie bestimmte Geschäftsmodelle noch nicht. Frauenkarrieren zum Beispiel, die mit Tittenzeigen begannen, endeten auch meist schon damit. Das Tittenzeigen musste dafür mit einigem Skandalgetöse und ganz, ganz dollem Bereuen zur Jugendsünde erklärt werden, damit es danach weitergehen konnte. Samantha Fox war noch keine moderne Medienprominente, weil sie eine halbwegs formale Schauspielausbildung genossen hatte und entsprechenden Tätigkeiten nachging vor ihrem Karrierestart mit dem Tittenzeigen; doch da das in der öffentlichen Wahrnehmung völlig unterging, auch als sie ihren kurzen Nachtittenzeigerfolg als Sängerin hatte, wurde sie doch zu einer frühen Verwertungskettenvorläuferin dessen, was man viel später, ja, pfui: Luder nannte.

„Nothing’s Gonna Stop Me Now“, gefertigt in der ansonsten recht verachtenswerten Hitfabrik Stock, Aitken, Waterman, war 1987 ein toller Popsong. Weil er die Sorte unverbesserlichen juvenilen Optimismus besaß, für den Gute-Laune-Popmusik mal erfunden wurde. Man weiß nicht, was man nun trauriger finden soll: dass eine wie Daniela Katzenberger diesen Song ungestraft töten darf; oder dass Samantha Fox, mittlerweile 44, ihn noch immer singt, bei Betriebsfesten und Möbelhauseröffnungen und so genannten Galas, im Minikleidchen, den berühmten Busen zurechtgezurrt, dass man vor allem mit ihm, ja, doch: Mitleid hat.