Rainhard Fendrich


So ist das mit denen, die ausziehen, ein großer Star zu sein, fast immer. Doch nur wenige sprechen darüber wie Rainhard Fendrich zu Beginn seiner Tour ’84: „Am Anfang, wenn man die erste Platte aufnimmt, denkt man:, Gut, jetzt erkennen mich schon die Leute.‘ Dann geht man auf die Straße – kein Mensch beachtet einen. Du schaust jedem ganz fest ins Gesicht nichts! Dann wirst du das erste Mal im Radio gespielt und gehst wieder auf die Straße – kein Mensch sieht dich.

Dann hast du irgendwann mal einen Hit, und dann fängt ’s an. Die Leute tuscheln, da gehst, da promenierst auf und ab. Das dauert drei Wochen, in denen du dich badest- und dann beginnt es, dir auf den Wecker zu gehen. Du merkst nämlich, daß du nicht einmal mehr in der Nase bohren kannst, ohne daß dir die Leut‘ zuschaun. Und du denkst, na gut, das gehört dazu, aber so, wie man es sich erträumt hat, ist es natürlich überhaupt nicht.

Aber das ist der Preis. Das Publikum hat dich ja zu einem erfolgreichen Menschen gemacht; du gehörst zu einem Teil ihm.“

Nun, in diesen Tagen wird man in Wien vergeblich mit dem Fernglas Ausschau halten, um Fendrich und seine Freundin beim Frühstück beobachten zu können. Er war auf Deutschlandtour mit Aufwärtstrend: 1983 gab er ein Dutzend Konzerte nördlich der Alpen, diesmal waren’s schon 20.

AUF UND DAVON heißen sein aktuelles Programm und die neue LP des Wieners, der das Etikett vom Liedermacher ablehnt („wenn schon, dann bin ich ein Liederer“) und zuweilen ganz schön fetzen kann. „With a little help f rom“ Christian Kolonovits, dem überragenden österreichischen Arrangeur, der in der Fendrich-Band alle Tasten drückt.

Über seine Lieder braucht man nicht schreiben, die sind auch ohne Erklärungen verständlich. Bezeichnend für den Schreiber und Sänger von „Schickeria“, „Oben ohne“, „Es lebe der Sport“ und anderen Songs ist die Liste derer, die er gern mal treffen würde, wenn’s eine Zeitmaschinegäbe: „Mit Beethoven würd‘ ich darüber reden, wiedas ist, wenn man taub wird und Musik machen will. Dann will ich von Brian Jones wissen, ob er wirklich im Swimmingpool ersoffen ist. Dann hätt‘ ich gern James Dean in einem Film von heute gesehen, ob er wirklich so ein guter Schauspieler ist, zu dem ihn die Leute nach seinem Tod gemacht haben. Und dann hätt‘ ich gern dem Schubert Penicillin gegeben…“