22 Pistepirkko – Bare Bone Nest

Vielleicht hatten die finnischen 22 Pistepirkko einfach nur die Nase voll davon, den Konzertbesuchern beichten zu müssen, daß es Livehits wie „Frankenstein“, „Don’t Go Home, Joe“ oder „Don’t Play Cello“ nur auf einem skandinavischen Import-Tonträger zu hören gibt. Womöglich steht die überfällige Deutschland-Veröffentlichung von Bare Bone Nest aber auch am Anfang eines Masterplans, der der beispiellosen Kapelle in eigenwilliger Mission endlich zu einem ihr gebührenden Bekanntheitsgrad verhelfen soll. Bevor 22 Pistepirkko Franka Potentes nächsten Leinwandauftritt (DOWNHILLCITY -siehe Plattenteil) musikalisch untermalen und vielleicht bald ein Fall fürs deutsche Feuilleton werden, erscheint Bare Bone Nest auch hierzulande. 1989 bei Polygram Finnland veröffentlicht, blieben 22 Pistepirkko nahe genug am alten Blues, um ein Album zu produzieren, das es heute als zeitlos zu preisen gilt. P-K Keränens unvergleichliche Quäke bekam genau den feinen Happen Hall zuviel ab, um komplett entrückt über das erdige Rasseln, Klopfen und Stampfen von Espe Havarinen (weitere Instrumente: Handclaps, Maracas, Kaffeemaschine) zu entschweben und dem festen Griff seiner eigenen Klampfe zu entfliehen. Asko Keränen schlimmfingerte über die Tasten seiner Geisterbahnorgel, als gelte es, eine Reisebusgesellschaft auf Nordkap-Tour zu erschrecken. Tape-Einspielungen, klangtechnische Verfremdungen und eine eigensinnige Instrumentierung ließen den alten,freundlichen Schulterklopfer-Blues zum dürren, verwirrten Polarkreis-Geist mutieren. Und der taumelte in die einzige Bar im Umkreis von 200 Kilometern, um sich dort seine gebrechlichen Knochen aus dem Leib zu grooven. Snowy swamp blues!