3rd Strike – Lost Angel

Wenn man aus behüteteten, mittelständischen Verhältnissen stammt, Jahre seiner Jugend mit Beethoven am Klavier verbracht hat und auch ansonsten die Vorzüge bourgeoiser Bildung genoss, sollte man sich mit großkotziger Kulturkritik zurückhalten. Manche sozialen Phänomene verlangen ebenso wie ihre musikalische Entsprechungen nach Einfühlungsvermögen. Die Band 3rd Strike etwa rekrutiert sich zu großen Teilen aus den Armenvierteln Südkaliforniens. Dass die Bandmitglieder ihre Ghettoerfahrung nicht unbedingt in artifiziellem Prog-Rock zum Ausdruck bringen, dürfte niemanden verwundern. Statt dessen betreiben die fünf Jungs NuMetal mit allem was dazu gehört. Bittere Lyrics treffen auf fiese Riffs, knackige Raps wechseln über zu kraftvollen Melodien. Kurz: Das Strickmuster der elf Songs bietet genauso viel Überraschung wie das „Wort zum Sonntag“. Dazu kommt noch, dass das Genre natürlich selbst längst sein musikalisches Potenzial völlig ausgereizt hat. Aus diesen denkbar schlechten Voraussetzungen holen 3rd Strike allerdings das Letzte heraus. Ihre Texte sind banal, aber authentisch. Ihre Grooves ein alter Hut und dennoch griffig. Ihre besten Kunstgriffe entstammen dem Oeuvre anderer Bands, doch wen stört’s? Die angepeilte Klientel werden die Amerikaner mit LOST ANGEL so sicher treffen wie Obelix einen römischen Legionär. Musikfans mit Prog-Rock- oder Abstract Tunes-Affinität dürfen ja getrost darüber hinweghören.

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