Achim Reichel – Ungeschminkt
Eine gute Idee führte zu einer guten Platte: Achim Reichel nahm Kontakt zur neuen deutschsprachigen Poeten-Generation auf ehe er sich ins Studio zurückzog. Jörg Fauser, Richard L. Wagner, Kiev Stingl, Peter Paul Zahl, Jürgen Theobaldis und Christoph Derschau lieferten ihm Gedichte, und er fand musikalisch den richtigen Ton. Aggressiv rockig bei Fausers „Baby, laß mich rein“, sanft bei Wagners „Liebes, Du bist so schön“. Bei Peter Paul Zahls Tribut an Bessie Smith, „Bessie kommt“, haut Boogie-As Axel Zwingenberger in die Tasten und bei Kiev Stingls „Coconutöl Reggea“ geht es auf eher parodistische Art karibisch zu.
Und siehe da: deutsche Sprache und Rockmusik gehen hier gemeinsam, ohne daß irgendetwas zurechtgebogen, verzerrt, verschluckt, reingezwungen klingt. Mit Sicherheit liegt es wohl daran, daß die professionellen Versschreiber eben mehr von Sprachrhythmik verstehen als dilettierende Zwangsreimer. Bei der vielseitigen, oft sogar sehr stimmungsvollen Umsetzung der Texte halfen Bernd Schulz und Axel Zwingenberger, (Piano), Roy Dyke (dr), Lutz Rann (keyb., synth.) und Adrian Aksew (org). Mir persönlich gefallen auf dieser LP die Stücke von Jörg Fauser am besten. Die Atmosphäre seiner Gedichte („Baby..“, „Hart am Ball“) und vor allem „Riverside Drive“ ist so stark, daß sie auch Achim Reichel zu der intensivsten Musik inspirierte.
Übrigens entpuppt er sich hier auf UNGESCHMINKT als fähiger Interpret und beweist Gespür für den richtigen Ausdruck an der richtigen Stelle: die LP wirkt auf mich an keiner Ecke peinlich. Achim Reichel hat hier wirklich Stil bewiesen.