Barcley James Harvest – Ocotberon
Im zehnten Jahr ihres Bestehens veröffentlichten Barcley James Harvest im zehnten Monat des Jahres 1976 die LP mit dem beziehungsreichen Namen „Octoberon“. Drummer Mel Pritchard ordnete die BJH-Musik mal grinsend „irgendwo zwischen Beethoven und Scheiße“ ein. Das trifft zumindest symbolisch zu. Charakteristisch ist für die Gruppe noch immer die frapierende Ähnlichkeit mit America, was nicht zuletzt an der herzigen Stimme von John Lees liegt. Auch „Octoberon“ ist wieder auffallend un-englisch ausgefallen, da ein süßliches Westcoast-Feeling dominiert, hin und wieder aufgemotzt mit Streichern sowie einem bombastischen Chor bei „May Day“, den wir hier, bei allem Respekt vor den Capriol Singers, lieber übergehen wollen. Ebenso die kurzen Anklängen an die Who, Simon & Garfunkel, Pink Floyd oder lOcc. Da „Oktoberon“im lOcceigenen Strawberry Studio produziert wurde, ist es natürlich möglich, daß man hier rein zufällig über den Chor aus „I’m Not In Love“ gestolpert ist und ihn für „Suicide?“ gleich nochmal verwertet hat. Trotzdem: Über BJH etwas eindeutig Negatives zu sagen, fällt mir schwer. Die LP ist für mein Empfinden gut produziert, und die Titel sind gut arrangiert.
Die Musik ist eingängig, homogen, melodisch und nicht ohne Dynamik. BJH-Musik ist Geschmacksache. Man mag sie kitschig und seicht finden; ich beschränke mich auf die Allerweltsvokabel „schön“.