Bi Nuu – Ideal
Für die erfolgreichen Bands des neueren Deutschland gibt’s wohl kaum Probleme, wenn ein weiteres Album produziert werden soll: Sie müssen bloß weitermachen wie bisher und dem jeweils aktuellen Album (und sich selbst) ein halbwegs werbekräftiges Styling verpassen. Dies gilt für Palais Schaumburg diesseits und Ideal jenseits vom Jordan. Die große Kunst besteht darin, den Zeitpunkt zu bemerken, wann das feste Konzept dem Publikum aufzufallen und prompt langweilig zu werden droht. Beispiele wie Barclay James Harvest zeigen, daß manche Arten von Publikum nie etwas bemerken.
Daher kann man Ideal auch kaum vorwerfen, mit dem erst dritten Album immer noch „Eiszeit“ zu propagieren, d.h. sehr deutsch zu wirken, Humpe und Krüger optisch zu kontrastieren und sparsame Ideen handwerklich geschickt zu verlängern. War doch bisher okay – wird’s also auch noch mindestens diese Platte lang sein.
Zugegebenermaßen birgt die Band Abwechslung, etwa im Gesang, auch Abwechslung in den Songthemen zuzüglich raffiniert gewählter Textfetzen, die vieles offenlassen. Sogar die Möglichkeit zu glauben, es stecke etwas hinter den Texten. Annette Humpes Stimme mag ich, auch wenn sie in „Wir zerstören unser Glück“ wie Conny Froboess in der Nach-Badehose-Zeit klingt.
Vieles verdankt die Platte der Studiotechnik: ihre Collagenhaftigkeit sowie ihre grandiose Wiedergabequalität. Ungefähr die Hälfte der Songs wirkt auf mich wie Füllwerk, die andere Hälfte wie wirkliches Bemühen, gut zu sein. War das auf den bisherigen Ideal-LPs anders? Mainstream, also besser als der deutsche Durchschnitt, ideal zur Einführung eines Neulings in das Schaffen der ndW.
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