Bronski Beat :: The Age Of Consent

Bronski Beats erste Single war die Überraschung der Saison. Jene traurige Geschichte vom schwulen „Smalltown Boy“ lebte von einer unwiderstehlichen Melodie, die noch dazu von einer wunderbar melancholischen Falsett-Stimme getragen wurde. Man war angetan.

Nun liegt das Debütalbum THE AGE OF CONSENT vor (zu deutsch: Mündigkeitsalter; im Innersleeve findet man eine Tabelle, wo und ab wann man in Europa laut Gesetz schwul sein darf!). Und die spontane Skepsis, ob denn diese seltsame Stimme eine ganze LP lang wirken kann, bewahrheitet sich bitter: Sie nervt! Zumindest zeitweise, wenn Jimmy Sommerville Blues-inspirierte Melodie-Kurven improvisiert, die in mindestens sechs der insgesamt zehn Songs sich einfach zu sehr gleichen.

Darunter liegen leider zu oft ausgetrocknete Harmonieschemata, die lediglich durch die von Producer Mike Thorne clever eingesetzten Uptown Horns vor der totalen musikalischen Einöde gerettet wurden.

Anscheinend sind die Songschreiber-Qualitäten/Quantitäten des Trios mit „Smalltown Boy“ und dem Nachfolge-Hit „Why“ erschöpft; denn was sonst auf dieser Platte noch als hörenswert gelten kann, stammt aus der Feder George & Ira Gershwins (aus „Porgy & Bess“ – „Ain’t Necessarily So“) und – so verrückt es auch klingen mag von der Fließband-Fabrikation eines gewissen Giorgio Moroders (Donna Summers „I Feel Love“).

In den von Jimmy selbstverfaßten Texten geht’s um die Errungenschaften der modernen Zivilisation („Junk“), die Schrecken des Krieges („No More War“), brennende Leidenschaft („Screaming“, „Heatwave“) oder ganz einfach um Liebe („… andthesweetestthingofall, is men loving men loving men loving men“ – „Need A Man Blues“).

Schön, daß Bronski Beat für mehr Toleranz kämpfen. Noch schöner wär’s gewesen, hätten sie dies mit einem hervorragenden Album getan. Damals, als Tom Robinson stark und unbeirrbar „Glad To Be Gay“ in die Welt hinausrockte, hatte das eindeutig mehr Kraft und Wirkung.

Für „Smaltown Boy“, „Why“, „Ain’t Necessarily So“ und „I Feel Love“: (4), für den Rest: (2), macht im Schnitt: (3)