Burt Bacharach – At This Time

Um es vorweg zu sagen: Diese Rezension tut dem Autoren richtig weh. Weil sich Kritik gegenüber Burt Bacharach eigentlich verbietet, in diesem Fall aber unausweichlich ist. Angekündigt wurde at this time ja als Bacharachs politisches Album, was im ersten Moment einiges verspricht. Der 77jährige Vertreter der leichten Muse hat ganz andere Mittel, Menschen zu erreichen, als ein lautstarker Protestsänger, der auf die Barrikaden geht. Doch die Kritik an der herrschenden Ordnung beschränkt sich letztendlich nur auf zwei Titel: „Where Did It Go?“ und „Who Are These People?“. In letzterem beschwert sich Gast Elvis Costello (Bacharachs Traumpartner aus Painted From Memory) über die regierenden Lügenbarone unserer Zeit, tut dies aber merkwürdig gequält. Immerhin ist da Engagement erkennbar. Sonst aber bleibt der Sound merkwürdig loyal einem Easy-Listening-Gefühl der 80er Jahre verpflichtet. Die Bläser erinnern an Zeiten, als Kenny G unerträglich anämisch ins Saxophon blies, Miles Davis nur noch an der Trompete nuckelte und Crusaders-Solisten (Joe Sample. Wilton Felder u.a.) Jazz für den Kaffeekranz produzierten. Wo sind sie bloß, die Momente der Brillanz? Rufus Wainwright hat einen viel zu kurzen Auftritt, und Damenchöre liebkosen viel zu selten. Burt Bacharachs Stärke, das Orchesterarrangement, kommt hier schlichtweg zu kurz. Ohne seinen früheren Partner Hai David versackt der Maestro fast ausschließlich im Sumpf der Fahrstuhl- und Kaufhausmusik. Keine Spur von der melodischen Klasse früherer Juwelen. Alles bloß Muzak. Leider. Diese Feststellung tut wie gesagt weh. Aber sie entspricht der Wahrheit.

www.burtbacharach.net