Indie-Folk: Zurück zum Selbst - Chan Marshall mit versierten Irritationen.

Das konnte Chan Marshall alias Cat Power schon immer: Über drei Akkorden atmungsaktiv variieren und uns ganz nebenbei ein paar Geschichten über Herzschmerz, über Himmel und Hölle unterjubeln. Über die Wurmstiche im Big Apple, den Verlust der Community. Nach zwischenzeitlichen Fremdgängereien (The Covers Record aus dem Jahr 2000) hat die amerikanische Songwriterin wieder zu sich selbst zurückgefunden, zu der reduzierten Kratzbürstigkeit, für die man sie – und das ist ja auch schon wieder ein paar Jährchen her – einen Sommer lang hypen durfte. Dass das jetzt alles nicht mehr ganz so neu ist, geschenkt. Es gibt genügend kleine Irritationen auf You Are Free, dem vierten Cat Power-Album für das New Yorker Matador-Label, die aufhorchen lassen: Dieses schulchorartige Geplärre in „Good Woman“, das seltsame Geklöppel in „Maybe Not“, der sanft brummende Bariton im finalen „Evolution“. Die Refrainzeile „I Don’t Blame You“ kommt ganz hinten aus dem Raum und klingt wie eine andere Chan Marshall, eins dieser wertvollen Geschöpfe aus der Carly Simon-Meisterklasse, denen die Amerikaner einen Blankoscheck für fünfseitige Porträtstrecken schenken. Wir hören erst mal weiter. „Free“ besitzt eine zünftig geschlagene Gitarre, ein paar über die eigenen Beine stolpernde Beats und die sehr protestantische Hippie-Botschaft „Everybody come together“. Huch, und was macht plötzlich diese gerade Bass-Drum da?

www.matadorrecords.com/cat_power/