Christin Nichols

I’m Fine

Freudenhaus/Rough Trade (VÖ: 21.1.)

Eine Hälfte von Prada Meinhoff findet vom Slogan-Geballer zum Electro-Pop-Ich.

Ach, schade: „Sieben Euro Vier“ beginnt zwar mit der schönen Zeile „Kein Auto, keine Perspektive“, ist dann aber gar kein Song über die Verkehrswende, sondern bloß über den allgemeinen Missmut mit dem persönlichen Befinden und den generellen Mangel an Geld, Gefühlen und so.

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Da sind wir aber schon angelangt im Kern dessen, was dieses erste Soloalbum von Christin Nichols ausmacht. Die eine Hälfte von Prada Meinhoff kümmert sich auf I’M FINE um jenen Aspekt an den Themen Feminismus, Kapitalismuskritik und Irgendwiedagegensein, der im Slogan-Geballer ihrer Berliner Stammband bisweilen verloren geht: den persönlichen. Das große Ganze, also die gesellschaftlichen Zusammenhänge, geraten in den zwischen Deutsch und Englisch schillernden Texten zwar nicht aus dem Blick, aber sie werden öfter und vor allem detaillierter aufs Ich zurückgeführt.

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Also nicht mehr „Jedem geht’s beschissen“ („Stress“, Prada Meinhoff), sondern „Wir sind verloren“ („Fame“, Christin Nichols). Auch die Wut der Stammband ist einer gewissen Resignation gewichen, in der Nichols aber sehr schöne, poetisch abgeklärte Zeilen gelingen: „Zu Hause angekommen, wo genau ist das denn?“, fragt sie, und auch musikalisch geht es zwar nicht unknallig, aber zwischen Postpunk und Electro-Pop sehr viel diffiziler zu. Und Songs wie „Bielefeld“ oder „Phoenix“ erinnern einen wieder einmal daran, was man an der Hamburger Schule verloren hat.

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