Clouds

Ghost Systems Rave

Turbo/Rough Trade

Fulminanter Techno aus Schottland.

Irgendwann gewöhnt man sich an das Altwerden. Und zwar dann, wenn die nächsten Jungtalente in den Startlöchern stehen und Platten veröffent­lichen, zu deren Referenzen eher ihre Väter getanzt haben. So auch bei den beiden Schotten Calum Macleod and Liam Robertson, die vom kanadischen Elektro-House-Guru Tiga entdeckt und für sein Label Turbo unter Vertrag genommen wurden. Mit Anfang 20 gelingt den beiden nach einigen EPs jetzt der ganz große Wurf. Ein zutiefst tiefes und britisch klingendes Techno-Album, das seine Wurzeln in den frühen 90er-Jahren hat. Ein Album, das den melodischen Knüppel als Taktstock missbraucht („Uqwenmokdan“) und so an Größen wie Surgeon und dessen Projekt British Murder Boys erinnert. Industrial und Acid, so warm und gnadenlos wie in „Khevsurian“ und „Topless Female Nudity“, die an den neuen, härteren Techno anknüpfen, den zum Beispiel Blawan in letzter Zeit erfolgreich wieder hochholt. Dazu gibt es eindeutige Bezüge in Richtung Jungle wie im wahnwitzigen Rave-Spektakel „Future 1“, um auch wirklich jeden abzuholen, der an der Geschichte des britischen Techno interessiert ist. Referenzen an die musikalische Gegenwart gibt es auf ghost systems rave auch. Zum Beispiel in dem verdächtig nach Actress klingenden „Roche Lobe (System)“ mit seinen experimentellen Bleep- und Noise-Spielereien. Clouds zeigen auf ghost systems rave, dass sie ganz genau wissen, wie Vergangenheit und Gegenwart verknüpft werden müssen, um im Techno des laufenden Jahres Akzente zu setzen. Das ist Anerkennung wert – und den Zwanziger für das Doppel-Vinyl.