Commodores – Natural High

Können zwei Millionen Amerikaner irren? So viele nämlich haben binnen dreier Monate von dem Commodores „Natural High“ gekauft doppeltes Platin. Wenn’s allerdings um prächtig tanzbaren Disco-Soul geht, kann man ja auch beruhigt auf die Commodores zurückgreifen, deren Konzept dem der Bee Gees ähnelt, mit mehr Soul, vergleichbar guten Kompositionen und perfekten Arrangements.

„Natural High ‚ bringt jedoch, im Gegensatz zur letzten Live-LP der Commodores, weniger Tempo, mehr Zurückhaltung die Band klingt geradezu distinguiert und baut anscheinend ihr gesamtes Image darauf auf. Gewiß, man kleidet sich auf der Bühne (für unsere Begriffe) exotisch und reitet auf der Chose der synchronen Bewegungen, andererseits aber erscheinen die sechs Commodores auf der Hülle zu „Natural High“ leger-vornehm – sie vermeiden den Eindruck schwitzender Soul-Brothers und geben sich intellektuell. Ich möcht‘ wetten, daß die drei Brillenträger ihre Gläser nicht unbedingt wegen Sehschwäche tragen. Genauso klingen die Sechs denn auch: Nicht mit gebremstem, eher mit kanalisieren! Drive, was nicht negativ gemeint ist. Denn was dabei möglicherweise an Dampf verloren geht, wird durch ungemein ausgefeilte Musik wettgemacht: Filigran-Funk. Womit die Commodores durchaus eine Marktlücke abdecken – wer die Bee Gees mag, wird auch die Commodores mögen und umgekehrt. Nur das elegische „Three Times A Lady“ hätten die Jungs besser weglassen sollen.