David Bowie :: Let’s Dance
Die Tatsache, daß Bowie sein neues Album in der Rekordzeit von vier Wochen fertigstellte, spricht einmal mehr für Bowies ureigene, hochtechnisierte Hit-and-Run-Arbeitsweise, den Mut zum kalkulierten Risiko, der in der Vergangenheit Grundstein für diverse Meisterwerke war.
Nach zweijähriger LP-Pause geht Bowie mit LET’S DANCE nun auf Nummer Sicher Die ausgekoppelte Single zeigt nach einem witzigen doowop-Intro sofort die Marschrichtung an: gestandener Disco mit etwas altmodischem Rock-Einschlag, wohl das Ergebnis von Bowies erklärter Kehrtwendung zu einfacheren, R & B-mäßigen Strukturen, leicht verständlichen Gefühlen und Aussagen.
Der Aufmacher „Modern Love“ erinnert an Bowies Vergangenheit als YOUNG AMERICAN, auch das Saxophonsolo am Ende stammt aus dieser Periode. Auffällig Bowies Verzicht auf jegliche Avantgardismen wie Verfremdung und die aggressiven Kanten, die SCARY MONSTERS und LODGER geprägt hatten.
Lediglich „Ricochet“ am Anfang der zweiten Seite fällt aus dem Rahmen: Vor einem vertrackt aufgebauten Background spricht Bowie eine Art nursery rhyme, das Ganze wird sehr effektreich in Szene gesetzt. Das interessanteste, vielleicht beste Stück der LP.
Ferner gibt es eine Neuauflage von „China Girl“, das Bowie 197T gemeinsam mit Iggy Pop für dessen LP THE IDIOT schrieb, sowie eine neue Fassung des Titelsongs von „Cat People“, die gegenüber der älteren Single-Version Eleganz zugunsten von Hard-Rock-Feekng opfert.
„Without You“ wird von Bernard Edwards leichtfüßigem Baß geprägt, ansonsten dominiert der erdige Stil des neuen Bassisten Carmine Rojas. Weather Report-Schlagzeuger Omar Hakim spielt schnörkellos, ebenso die andere Chic-Hälfte Nile Rogers an der Gitarre und als Produzent.
Lediglich der neue Gitarrist Steven Ray Vaughn profiliert sich als solider R & B-Gitarrist und setzt damit die Tradition extrovertierter Gitarristen in Bowies Begleitband (Ronson, Earl Slick, Fnpp. Adrian Belew) fort.
Bowie selbst ist immer noch der brillante Sänger, seine Songs sind nach wie vor mit quirligen Einfällen gespickt, doch umspielt LETS DANCE neben aller Brillanz auch ein Hauch von lässiger Routine, die verhindert, daß dieses Album zu Bowies allerwichtigsten Platten gezählt werden muß. Trotzdem: 5
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