Zwischen Song, Avantgarde und Clubmusik. Der Heiland der Meta-Musik gibt seinen Skizzen eine Struktur.

Ende September hat Dean Blunt einen Vortrag gehalten beim „Off The Page Festival“ in Bristol, das vom hervorragenden Avantgarde-Musik-Magazin „The Wire“ veranstaltet wurde. Thema: Musikkritik und -kultur.

Dean Blunt verlängert auf seinem offiziell zweiten Soloalbum diesen Vortrag in seine Musik hinein und treibt mit dem Album- und den Songtiteln ein Spiel mit Genres und Namen: BLACK METAL, „50 Cent“, „Heavy“, „Punk“, „Country“. Und wer gedacht hat, dass der Londoner, der früher mit Inga Copeland das Duo Hype Williams bildete, der gute Onkel, der gefühlt elektronischen Musik bleiben würde, der ihr bei Bedarf mit Streichern und Pop’n’R’n’B-Dekonstruktionen das Mäntelchen der Avantgarde umhängen würde (siehe das großartige THE REDEEMER vom vergangenen Jahr), hat sich getäuscht.

BLACK METAL ist natürlich kein Black Metal, eher die Kanalisierung und Strukturwerdung von Blunts Skizzenmusik. Die erste Hälfte der Songs auf BLACK METAL klingt wie von einem Tindersticks-Album, bei dem Stuart ­Staples leicht die Orientierung verloren hat im nocturnen Twang der Gitarren, wir hören zugekleisterten Dreampop, The-xx- Hallräume und schmerzhaften Minimalismus („Molly & Aquafina“). Pünktlich zur Hälfte hebt sich der Schlagbaum langsam.

Das 13-minütige „Forever“ ist eine dezent funky Jam mit experimentellen Untertönen und dieser Art von Saxofonspiel, das wir im Rock so ekelhaft finden. Die Musik bekommt Schlagseite und kippt über in Richtung Avantgarde. Zum Schluss: die beiden Tracks der ultralimitierten 10-Inch „Mersh/Grade“. Der eine: Clubmusik according to Dean Blunt, der andere: die Synthese der Tech­no-Crooner-Song-Blunt-Musiken auf BLACK METAL. Ein großartiges Stück Meta-Musik.